Suche:     

Warum sollte ich jemand anderes sein wollen?

Rezensionen

Jens Riedel in: Der Eppendorfer:
Die Geschichte des 1935 in Hannover geborenen Spastikers und Autors vieler Beiträge ist gleich mehrfach lesenswert. Sie ist nicht nur gut und spannend geschrieben, sie wirft auch theologische, philosophische und psychologische Grundsatzfragen auf. Und das ist gut so,
Sicher, Fredi Saal hat viel Glück in seinem Leben gehabt, und seine Geschichte ist eine ganz individuelle, aber das schmälert Anspruch und Anstoß des Buches in keiner Weise. Es sollte zur Pflichtlektüre in der Behindertenarbeit werden.

Lebenshilfe Österreich:
Die Lebensgeschichte Fredi Saals ist gleichzeitig auch die Geschichte der Integration der behinderten Menschen in der Nachkriegszeit. Als Kind in eine Anstalt für geistig Behinderte gesteckt und als nicht bildungsfähig eigestuft, fand er schließlich als Schrifsteller überzeugende Antworten auf schwierige ethische Fragen. Dieses spannend geschriebene Buch wirft auch theologische, philosophische und psychologische Grundsatzfragen auf.

Pflegzeitschrift: Das besondere Buch:
Die Lektüre seiner Geschichte ist atemberaubend und erstaunlich.

Thomas Bernhard für: lehrerbibliothek.de:
Ein bedeutsames Buch, das im Kontext des Themas "Behinderung und Gesellschaft" auch im Religions- und Ethik-Unterricht unbedingt wahrgenommen werden sollte.

Heinz-Günter Maaßen in: Soziale Psychiatrie:
Lesens- und nachdenkenswert sind Fredis Ansichten zum Behindertsein (zu Themen wie Ausgrenzung, "Minderwertigkeeit", "so geboren sein"), zu Schriftstellern (Jaspers, Alfred Adler) und zum Umgang miteinander (zu Themen wie Toleranz, Abwehr).
Fredi Saal ist ein aktiver, engagierter, nie aufgebender Mensch, Menschsein einfordernd ohne anzuklagen.
Eine seltene Lebensgeschichte, perspektivgebend, die Augen öffnend, die Ohren und das Herz.

Charlotte Koning auf www.amazon.de
Unverzichtbar!
Dieses Buch hat mich umgehauen. So stark ist es. Aber Vorsicht: es handelt sich nicht um „leichte Kost"! Der Autor, Fredi Saal, wird im Jahre 1935 mit einer schweren Körperbehinderung geboren. Fälschlicherweise als geistig behindert eingestuft, landet er - gegen den Willen seiner Mutter - in einem sehr restriktiven und autoritären Heim für geistig behinderte Kinder. Eine einzige, düstere Leidenszeit. Einige der Pflegerinnen „entdecken", dass der Junge doch wohl „bildungsfähig" sei, und so erhält er wenigstens eine ansatzweise Beschulung, die aber, wie sich später herausstellt, für einen Menschen mit seinen Fähigkeiten und Interessen völlig unzureichend ist. Es gelingt ihm, über mühsame und mutige Umwege das Anstaltsleben hinter sich zu lassen, ein eigenständiges Leben aufzubauen, die ihm zustehende Bildung autodidaktisch nachzuholen, zeitweise berufstätig zu sein. Parallel gründet er eine Gruppe für junge Menschen mit und ohne Behinderungen, wird zum Vordenker und Vorkämpfer der Selbsthilfebewegung und Interessenvertretung von Menschen mit Behinderungen. Darüber hinaus ein bedeutender Schriftsteller. Ein wichtiger Lebenstraum geht noch in Erfüllung: er findet eine ebenbürtige Partnerin. Neben der persönlichen Biographie entsteht auch noch eine atmosphärisch dichte beschreibung des lebens in Nackriegsdeutschland sowie des beginns der Emanzipationsbewegung von Menschen mit Behinderungen.Die Erzählung seines Lebenslaufes wird ergänzt durch vielfältige Reflexionen rund um das Thema „Leben in unserer Welt als Mensch mit einer Behinderung". Fredi Saal will niemand anderes sein, denn er leidet gar nicht unter der medizinisch feststellbaren Normabweichung seines Körpers, wohl aber unter deren sozialen Folgen. Das, was andere „die Behinderung" nennen, ist Teil seiner Identität, gehört zu ihm, ist nicht abspaltbar und muss nicht zwangsläufig „therapiert" oder „geheilt" werden. Auf hohem Niveau und doch gut verständlich, nah am Leben begründet Fredi Saal, weshalb besondere Einrichtungen (Heime usw.) für Menschen mit Behinderungen die falsche „Lösung" sind eines Problems, das vielleicht mehr in den Köpfen der sog. „Nichtbehinderten" konstruiert wird, als dass es wirklich existiert. Vielseitig und kritisch setzt er sich mit dem Begriff „Behinderung" auseinander, ohne aber in Pauschalanklagen gegen seine Umgebung oder "die gesellschaft" zu verfallen. Weiterhin berichtet er ausführlich und offen über die vielen persönlichen Probleme, die ein Mensch hat, der von anderen als „behindert" betrachtet wird, und dieses Etikett wohl oder übel auf sich nimmt,haben kann, z.B. hinsichtlich Selbstwertgefühl, Beziehungen zum anderen Geschlecht und Sexualität oder das Thema Erwerbsarbeit. Dieses Buch ist ein absolutes Muss für alle, die sich als nichtbehindert empfinden und beruflich mit Menschen mit Behinderungen zu tun haben; Menschen, die selbst von einer Behinderung betroffen sind, wird es vielfältige Anregung zur Auseinandersetzung (oder vielleicht auch zum Widerspruch?) bieten; denjenigen, die sich mit dem Thema noch nicht näher befasst haben, wird es helfen, eine wesentliche Lücke in ihrem (sozialen) Weltbild zu schließen. Kaufen und Lesen!


zurück  zurück