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"Das kann ich nicht mehr verantworten!"

Rezensionen

Buchkurzvorstellung in: Deutsche Behinderten-Zeitschrift:
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter berichten in diesem Buch, was sie heute im Alltag ihrer Profession an Zumutungen und Halbheiten erleben. Unter dem Diktat eines angeblich alternativlosen Sparens verkümmert ihr Einsatz immer mehr zu einer „Fast Food-Sozialarbeit“, die Schritt für Schritt ihre Fachlichkeit und ihre ethischen Werte einbüßt. Soziale Arbeit wird im Kontext neoliberaler Politik gegängelt. Hilfe wird oft gar nicht mehr gewährt oder billigere, aber weniger sinnvolle Hilfen werden der notwendigen vorgezogen. Und den Klientinnen und Klienten wird, statt sie sozialpädagogisch zu begleiten, häufig längst mit Druck und Sanktionen begegnet. Dieses Buch wird das Schweigen über oft skandalöse Zustände in der Sozialen Arbeit von heute endlich brechen.

Maren Schreier auf socialnet.de:
Fazit
Zunehmend mehr Sozialarbeiter/innen sind nicht länger gewillt, die unzumutbaren Bedingungen und Verwerfungen aktivierender Sozialabbau-Politik hinzunehmen und im Namen von Sozialer Arbeit zu reproduzieren. Der von Seithe und Wiesner-Rau herausgegebene Band bietet diesen Stimmen ein Forum. Nicht länger bereit, sich still zu ärgern oder einsam zu leiden, brechen über 60 Fachkräfte und Studierende Sozialer Arbeit ihr Schweigen. Es wird ausnahmslos „Klartext“ (S. 7) gesprochen. Die im Band versammelten Einblicke geben vielfältige Denk- und Diskussionsimpulse: Sie können einfließen in Hochschullehre, Praktikumsbegleitung oder Fortbildungen; sie können Anstöße geben für (Lehr-)Forschungsprojekte oder Abschlussarbeiten; sie können genutzt werden von Studierenden, Fachkräften, Wissenschaftler/innen, Fachpolitiker/innen und berufspolitischen Interessenvertretungen, um - in ihren jeweiligen Feldern ebenso wie in Richtung Öffentlichkeit - lautstark, kreativ, hartnäckig und entschlossen auf die gegenwärtige Lage Sozialer Arbeit aufmerksam zu machen.

Die ausführliche Rezension auf socialnet.de finden Sie hier.

Marianne Pundt in: FORUM sozial:
„Diese Erfahrungsberichte wurden uns anvertraut, um endlich die Zumutungen öffentlich zu machen, denen die Erzählerinnen und Erzähler bei ihrer Arbeit alltäglich ausgesetzt sind“, so schreiben die beiden Herausgeberinnen Mechthild Seithe und Corinna Wiesner-Rau in ihrem Vorwort zu dem vorliegenden Band. In ca. 60 Beiträgen berichten SozialarbeiterInnen, wie sie ihren Berufsalltag und die dortigen Missstände und Zumutungen erleben. Die Erzählungen handeln von prekären Arbeitsbedingungen, frustrierenden Strukturen, allseits knappen finanziellen Mitteln, Bürokratisierung und Ökonomisierungsdruck. Ergänzt werden diese ganz persönlichen Berichte um Hintergrundinformationen und Anmerkungen der Herausgeberinnen. Die Idee zu dem Buch entstand bei einem Gespräch von PraktikerInnen der sozialen Arbeit mit einer Journalistin und der Frage, wie man die Öffentlichkeit auf die teils unhaltbaren Verhältnisse in der sozialen Arbeit aufmerksam machen kann. Und so haben nun die Mitarbeiterinnen aus über 20 unterschiedlichen Feldern der Sozialen Arbeit wie dem Allgemeinen Sozialen Dienst, der Migrationsberatung oder der Wohnungslosenhilfe das Wort ergriffen und die Missstände öffentlich gemacht.
Und ja, vielleicht ist es so, wie die Herausgeberinnen am Ende des Vorworts formulieren: „Vielleicht kann dieser Band dazu beitragen, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen aus der Sozialen Arbeit ihr Schweigen brechen und wir gemeinsam Wege finden, uns gegen die neoliberalen Zumutungen zu wehren.“

Waltraud Kreidl auf www.dietermiten.at:
Beim Lesen dieses Buches könnte es einem regelrecht schlecht werden, aber es eine wichtige Anklage einer Profession. Sozialarbeiter berichten in diesem Buch, was sie heute im Alltag an Zumutungen und Halbheiten erleben. Unter dem Diktat eines angeblich alternativlosen Sparens verkümmert ihr Einsatz immer mehr zu einer „Fast Food - Sozialarbeit“, die Schritt für Schritt ihre Fachlichkeit und ihre ethischen Werte einbüßt.
Soziale Arbeit wird im Kontext neoliberaler Politik gegängelt. Hilfe wird oft gar nicht mehr  gewährt oder billigere, aber weniger sinnvolle Hilfen werden der notwendigen vorgezogen. Und  den Klientinnen und Klienten wird, statt sie sozialarbeiterisch zu begleiten, häufig längst mit  Druck und Sanktionen begegnet.
Zum Beispiel Kinderschutz: Dokumentieren oder Helfen? (23) Was ist Qualität? Vom Bauen  Potemkinscher Dörfer. (28); Prekäre Arbeitsbedingungen, Gehälter, von denen  Sozialarbeiter/innen nicht leben können. Über unerträglichen Arbeitsdruck und Kontrolle wird  Klage geführt. „Das ist die hässliche Seite meines Berufes“ (60); „Reicht die Arbeitszeit nicht, ist  eben die Freizeit dran“ (64); Prekärer Arbeitsplatz mit 50 – wie sich das anfühlt“ (66).
Das Kapitel 3 steht unter dem Titel „Die notwendigen Voraussetzungen für eine ‚gute Soziale  Arbeit werden verweigert. Der Spardruck führt zu billigen Alibihilfen, Kürzungen, einschränkende  Dienstanweisungen und den Einsatz fachfremden Personals.
„Irgendwann, genau gesagt, vor drei Monaten, war es dann auch bei mir so weit. Ich ging aus dem  Büro nach Hause und wusste, dass ich es nie mehr würde betreten können.“ (99
Im Kapitel 4 unter dem Titel „Fachliche Arbeit wird behindert oder auch verhindert“ wird berichtet,  wie „Wir alle leben schon lange mit dieser Augenauswischerei“ (112) oder „Es wird eigentlich  alles immer schlimmer“ (118) oder die Aussage „Heute schaffen wir nur noch dünne, zerfaserte  Prozesse, punktuelle Unterstützungen. Wir müssen die Klienten mit guten Ratschlägen  wegschicken und dann alleine lassen." (115)
Das Kapitel 5 steht unter dem Titel „Soziale Arbeit ist heute oft nicht mehr als ein ‚Tropfen auf  dem heißen Stein'“, das Kapitel 6 „Aus Kostengründen werden fachlich notwendige Hilfen  vermieden oder Hilfen ganz verweigert.“ (167)
„Das kann ich nicht mehr verantworten!“ In den Beiträgen werden Empörung und Ohnmacht  darüber deutlich, als Teil einer menschenfeindlichen Sozialpolitik selbst zu Mittäterinnen und Mittätern zu werden oder die Entwürdigung der Klientel tatenlos hinnehmen zu müssen.
Im letzten Kapitel wird anhand von Beispielen ausgeführt: „Menschen werden entwürdigt,  ausgegrenzt und entwertet – und die Soziale Arbeit muss dabei mitmachen?"
Die Berichte kommen aus vielen Arbeitsfeldern. Ich weiß nicht, welche mich besonders betroffen gemacht haben, Kinder-­ und Jugendhilfe, Kinderschutz? Was heißt betroffen, sie haben mir  Angst gemacht. Es ist unendlich wichtig, dass mehr Menschen den Mut haben, die Wahrheit auszusprechen.

Joseph Kuhn in: Dr. med. Mabuse:
Sozialarbeit ist ihrem Selbstverständnis nach ein menschenfreundliches Zurseitestehen für die, die im Laufe ihres Lebens irgendwie unter die Räder oder in eine Notlage geraten sind. Zumindest von der Motivation der HelferInnen her prägt dies das Profil der Sozialarbeit, auch wenn diese immer im Spannungsfeld von Unterstützung und Kontrolle agiert.
In den letzten Jahren haben Einsparungen in den öffentlichen Haushalten, der Einzug betriebswirtschaftlicher Kalküle in die Organisation der Sozialarbeit und Tendenzen zur Ausgrenzung nicht leistungsfähiger Menschen in einer auf Effizienz getrimmten Gesellschaft die Möglichkeit des sozialarbeiterischen Helfens verändert. Professionelle Standards in der Praxis durchzuhalten, ist schwieriger geworden, in vielen Bereichen kaum mehr machbar. Für die SozialarbeiterInnen bedeutet dies zugleich die Beschädigung der zentralen motivationalen Grundlagen ihrer Arbeit. Hinzu kommt, dass Sozialarbeit immer öfter als prekäre Beschäftigung organisiert ist, das heißt die Lebenssituation der Fachkräfte wird nicht selten zu einem unfreiwilligen Praktikum in der Lebenslage ihres Klientels. Viele halten das nicht mehr aus, resignieren im Beruf oder verlassen das Berufsfeld ganz.
Die fachlichen Probleme, kollegialen Konflikte und persönlichen motivationalen Einbrüche, die der „schlanke Staat“ der Sozialarbeit beschert, bleiben meist im Beichtstuhl der Supervision verborgen, die gegenwärtige Krise der Sozialarbeit vollzieht sich gewissermaßen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mechthild Seithe und Corinna Wiesner-Rau, beide seit vielen Jahren in Lehre und Praxis der Sozialarbeit tätig, haben nun eine Sammlung von Stimmungsbildern veröffentlicht, die Einblick in das Innenleben der heutigen Sozialarbeit geben. Aus verschiedenen Feldern der Sozialarbeit, von der Einzelfallhilfe über die Wohnungslosenarbeit bis zur Sozialarbeit in der Sozialpsychiatrie schildern die HelferInnen die institutionellen Blockaden ihrer Arbeit. Die Beiträge sind kurze, oft nur zwei oder drei Seiten umfassende Erfahrungsberichte. Dazwischen gibt es ebenfalls sehr kurz gehaltene Informationskapitel, die Eckdaten und Rechtsgrundlagen der Sozialen Arbeit referieren.
Die Beiträge spiegeln die Verzweiflung der AutorInnen wider, helfen zu wollen und helfen zu sollen, das aber unter den heutigen Rahmenbedingungen immer weniger zu können: „Uns werden nun Steine in den Weg gelegt, wenn wir den Anspruch haben, Menschen wirklich helfen, wirklich unterstützen zu wollen.“ – „Das alles ist für mich erschreckend und lähmt meine Kraft, die ich doch brauche, um diesen Menschen wenigstens etwas Menschlichkeit geben zu können.“ – „In was für eine Gesellschaft sind wir da geraten? Auf was lassen wir uns da immer wieder ein?“
Das Buch sollte vor allem dort gelesen werden, wo Sozialarbeit organisiert wird: bei den Trägern, in der Verwaltung, in der Politik. Sie mögen sich fragen, wem diese Art der Sozialarbeit dient und ob das wirklich die Sozialarbeit ist, die die Gesellschaft braucht. Des Weiteren sei das Buch Lehrenden und Studierenden der Sozialarbeit empfohlen. Möglichkeiten und Grenzen qualifizierter Sozialarbeit wahrzunehmen und zu reflektieren, ist eine Voraussetzung zur Überwindung der Hilflosigkeit der Helfer.
Diese Hilf-und Perspektivlosigkeit macht das Buch auch schwierig. Gab es gar keine positiven Beispiele, gar keine Ansätze, was zu tun wäre, gar keine Wege aus der Misere? Vielleicht wollten die Herausgeberinnen nicht den Eindruck erwecken, auch unter noch so widrigen Rahmenbedingungen ließe sich am Ende doch noch etwas zum Guten wenden, wenn man es nur richtig anstellt. Aber gibt es denn eine Alternative zu dieser Not-Wendigkeit – wenn nicht nur Vereinzelung, Ohnmacht und Perspektivlosigkeit übrig bleiben sollen, die das Buch so ausführlich dokumentiert? So kann es jedenfalls nicht weitergehen.

Andreas Manteufel in: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung:
Der tägliche Kampf mit den Institutionen, das Gefühl der Entwertung der eigenen Ideale, fehlende Lobby, Arbeitsplatzunsicherheit bei chronischer Unterbezahlung, von einer ökonomisierten Politik ins Abseits gestellt, zunehmender Burnout … Nein, die Rede ist nicht von psychosomatischen Patienten, hilflosen Eltern oder chronisch Kranken, die durch die Maschen des sozialen Netzes fallen. Die Rede ist von Sozialarbeitern, die ihnen eigentlich dabei helfen sollen, trotz all dieser Hürden zu überleben.
Die vielen „Stimmen zur Lage der sozialen Arbeit“, die die Herausgeberinnen gesammelt haben, zeichnen das Bild eines Berufsstandes, der sein eigener Klient geworden ist. Dem Aufruf, sich seinen Frust über die eigenen Arbeitsbedingungen von der Seele zu schreiben, sind auch erfahrene Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter gefolgt: Menschen, die Tatkraft, Standfestigkeit und einen Überblick für die politischen Entwicklungen längst unter Beweis gestellt haben. Im Kern schildern sie alle das Dilemma, dass ihnen für die Umsetzung ihrer Aufträge und Ziele längst keine ausreichenden finanziellen, zeitlichen oder personellen Ressourcen mehr zur Verfügung stehen. Wer seine Arbeit schaffen will, sieht sich der „Quadratur des Kreises“ gegenüber und muss sehr gut auf sich selbst aufpassen. Sämtliche Zutaten für professionelles Burnout liegen bereit, das Weichkochen geht dann schnell.
Wir erleben „Zeiten verschärfter Ausgrenzung“, wie es im Titel eines anderen Buches aus dem Paranus Verlag heißt. Das Buch spricht deutlich aus, was wir an unseren „psychosozialen“ Arbeitsplätzen alles erleben. Zwischen die persönlichen Stellungnahmen der Praktikerinnen und Praktiker setzten die Herausgeberinnen sehr informative Erläuterungen zu politischen und juristischen Kontexten. Das ist sehr hilfreich.
Man kann fragen: Was nun? Anpassen oder aussteigen? Seine eigenen Nischen schaffen? Auf die Barrikaden steigen? So etwas diskutiert das Buch nicht. Das muss jeder selbst wissen. „Das kann ich nicht mehr verantworten“ ist ein Sprachrohr für die Beschreibung der Realität, nicht mehr und nicht weniger. Hilft es, die Augen zu öffnen, hat es seinen Zweck erfüllt.

Verena Liebers in: Eppendorfer:
Behindert statt gefördert und durch Regularien gebremst: Sozialarbeiter klagen an
Wer sich als Sozialarbeiter engagiert, hat einen Draht zu Menschen und hilft gerne. Ob nun im Armutsviertel, in der Jugendhilfe oder im Strafvollzug – die Schwächeren sollen auf ihrem Weg unterstützt werden. Welch ein Glück, dass es Menschen gibt, die ihre Hilfsbereitschaft zum Beruf machen. Aber wie weit passen die Ideale mit der Realität zusammen?
Mittlerweile droht die Gefahr, dass die Helfer von Regularien so gebeutelt und gebremst werden, dass sie letztlich hilflos sind bzw. das Gefühl haben: „Das kann ich nicht mehr verantworten“ – so auch der gleichnamige Titel des Buchs zum Thema.
In der Neuerscheinung aus dem Paranus-Verlag haben Mechthild Seithe und Corinna Wiesner-Rau, beide erfahrene Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen, 60 Fallbeispiele und Meinungsäußerungen zum Thema zusammengestellt. Sozialarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen schildern eindrücklich und ungeschminkt, wie sie in ihrer Arbeit behindert statt gefördert werden.
So erzählt die Betreuerin einer psychisch Erkrankten von dem Auf und Ab der Beziehung und der Mühe, die es gekostet hat, das Vertrauen ihres Schützlings zu gewinnen. Vorsichtig fingen Betreuerin und Betreute gerade an, sich an den kleinen Fortschritten zu freuen, da wurde die Finanzierung gestrichen. Wesentliche Begründung: Die Klientin war trotz der Betreuung wieder im Krankenhaus gewesen. „Ist das der einzige Maßstab?“, fragt die Sozialarbeiterin entsetzt. Geht es nur darum, Krankenhausaufenthalte und damit Kosten zu vermeiden?
Ebenso unter die Haut geht der Bericht über eine Familie: Die Mutter hatte eine achtjährige Tochter allein zu Hause gelassen, da die Jüngere an Durchfall erkrankt war und notfallmäßig zum Arzt gebracht werden musste. Die Achtjährige geriet in Panik, Nachbarn und Jugendhilfe wurden alarmiert. Die zuständige Sozialarbeiterin reagierte menschlich und fuhr sofort zu der kleinen, entgleisten Familie. Es war ihr sofort klar, dass es sich um eine überforderte, aber keinesfalls böswillige Mutter handelte. Durch ihre einfühlsame und schnelle Reaktion konnte die Sozialarbeiterin das Leid mildern und schwere Folgen verhindern. Dafür musste sie aber zahlreiche Überstunden anhängen, um ihr Tun zu begründen und entsprechende Formulare auszufüllen. Hätte sie weniger an die anderen, sondern mehr an ihre eigene Arbeitszeit gedacht, hätte sie sich ungestraft nur der schriftlichen Dokumentation widmen können. Das Familiendrama hätte sich dann aber verschärft, mahnt sie.
Insgesamt ist das Buch eine Anklageschrift, die den Leser mit einem bitteren Nachgeschmack zurücklässt. Die Fallbeispiele gehen unter die Haut und eine Lösung scheint nicht in Sicht. Egal ob Kinderschutz oder Migrationsberatung, Psychiatrie oder Suchtberatung – hinter jeder Aufgabe im sozialen Dienst stehen Menschenleben. Sozialarbeiter sind aber auch nur Menschen und können nicht zugleich ihre Schützlinge betreuen und ihr Tun lückenlos dokumentieren. Sie schildern voller Abscheu, dass sie zu Mittätern eines Systems werden, das wenig Spielraum für soziales Miteinander lässt und manche Entwicklungen schon im Keim erstickt.
Leider fehlen dem Buch Visionen und konkrete Verbesserungsvorschläge. Aber um einen Hoffnungsschimmer an den Horizont zu malen, müssen erst einmal die Karten auf den Tisch. Dafür ist dieses Buch gedacht.
Es bleibt zu hoffen, dass die gemeinsame Stimme, die hier zur sozialen Arbeit entwickelt wird, auch in den Entscheidungsgremien ankommt. Eines ist gewiss: Wenn Sozialarbeiter ihre Arbeit niederlegen und sich frustriert zurückziehen, weil sie die aktuellen Bedingungen nicht mehr verantworten können, ist das eine fatale Entwicklung. Die großen Schwierigkeiten auszusprechen kann der erste Schritt zu einer Veränderung sein.

Inge Müller-Boysen im Informationsdienst der Öffentlichen Bibliotheken:
Ein gnadenloses Spardiktat bestimmt die moderne Soziale Arbeit. Statt fachlich fundierter und ethischen Werten Rechnung tragender sozialpädagogischer Begleitung gibt es häufig nur noch "Fast Food-Sozialarbeit" mit zwar preiswerteren, aber weniger sinnvollen und nachhaltigen Hilfen für die Klientinnen und Klienten. In dem Band berichten Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern – Kinderschutzarbeit, Krisenwohnung, Jugendamt, Migrationsberatung, Randgruppenarbeit, Schulsozialarbeit, Wohnungslosenhilfe u.v.m. – über die untragbaren Zustände, denen sie sich meist ohnmächtig gegenüber sehen. Die authentischen Berichte sind erschütternd und aufrüttelnd, viele in der Sozialen Arbeit Tätige werden sich hier wiederfinden. Ziel der Herausgeberinnen ist, die Zumutungen öffentlich zu machen, denen die Erzählenden in ihrer täglichen Arbeit ausgesetzt sind. Öffentliche Bibliotheken sollten sie darin unterstützen und den Band einstellen.

Fünf-Sterne-Rezension von Andrea Menke auf amazon.de:
Das Buch trifft ins Schwarze!
Es geht nicht in erster Linie darum, ob Soziale Arbeit etwas ist, mit dem man viel verdienen oder eben gerade nur seine Rechnungen bezahlen kann. Es geht darum, dass offenbar in unserer Gesellschaft Menschen systematisch entwertet werden. Gleichzeitig aber wird die Profession, die eigentlich zur Aufgabe hat, diese Menschen zu unterstützen, ihnen ihren Wert zu vermitteln und sie stark zu machen, genau daran gehindert. Ursache sind die gegenwärtigen sozialpolitischen Tendenzen und Strukturen, mit denen Politik und Verwaltung die Soziale Arbeit verflacht, verwässert und sogar umgesteuert haben.
Darum geht es in diesem Buch. Und darum, dass es endlich mal jemand laut ausspricht. Denn genau das wird seit Jahr und Tag bei uns mit Tabu belegt. Ich kann den Leuten, die zu diesem Buch beigetragen haben, nur danken!

Fünf-Sterne-Rezension von Svenja Bunt auf amazon.de:
Ein wichtiges Buch
Das Buch enthält etwa 60 kurze Texte von Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen, die frisch von der Leber weg über die Misere in der Sozialen Arbeit berichten. Die Texte wirken spontan, lebendig, sie sind kritisch und bedenkenswert. Durch die Lektüre des Buchs erhält man subjektiv gefärbte kurze Einblicke in die Praxiswelt der Sozialen Arbeit. Man erfährt einiges über die Kinder- und Jugendhilfe, über Behindertenhilfe, Arbeit mit psychisch kranken Menschen, Migranten und Wohnungslosen. Man erfährt aber nicht – wie sonst oft –, wie es sein sollte oder wie es zu wünschen wäre, sondern wie es tatsächlich oft ist.
Die Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen in diesem Band berichten von Unterfinanzierung, ausbeuterischen und prekären Arbeitsverhältnissen, Bürokratiewahn, Dokumentationswut und vor allem auch von staatlichen Stellen, die sich zunehmend aus der gesellschaftlichen Verantwortung stehlen.
Mir haben vor allem die Texte gut gefallen, wo Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen von der zunehmenden gesellschaftlichen Kälte gegenüber den nicht-nützlichen Bürgern berichten, angesichts derer sie selbst oft auch machtlos sind. Man sollte das nicht unterschätzen, wie prägend es vor allem für einen jungen Menschen sein muss, wenn er beim JobCenter vermittelt bekommt, dass er unerwünscht ist. Wenn die Wohnungssuche buchstäblich mehrere Jahre dauert, weil preiswerter Wohnraum etwa für jemanden mit einer psychischen Erkrankung sehr schwer zu ergattern ist. Wie kann da ein Sozialarbeiter helfen?

Fünf-Sterne-Rezension von Klaus-Peter Kurch auf amazon.de
"Eine Fundgrube mit Stimmen aus der Praxis
Endlich ist das Buch zu haben! Habe schon ungeduldig gewartet.
Die Texte sind sehr unterschiedlich, aber alle lesen sich spannend und beschreiben ungeschminkt die Wirklichkeit der Sozialen Arbeit. Man kennt vieles sehr gut, ist aber oft auch von einem neuen Blickwinkel überrascht. Es tut gut, dass jemand den Mut hat, die Wahrheit auszusprechen. Und es wird Zeit, dass noch viel mehr Leute diese Stimmen hören."


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