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Fritz Bremer

In allen Lüften hallt es wie Geschrei

Jakob van Hoddis - Fragmente einer Biographie

Mit einem Nachwort von Irene Stratenwerth

ISBN 978-3-926200-46-4
168 Seiten
leider vergriffen  
Neuausgabe im Verlag PalmArtPress Berlin 2021
 
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Über das Buch

Am 16.9.2008 stellte Michael Augustin von Radio Bremen das Buch auf seiner Seite "Elektroschallarchiv" im Internet vor. Hier ist der Link: http://elektroschallarchiv.de/blog4/

"Ein sehr lesenswertes und ein gut lesbares Buch."
Rolf Brüggemann in: Seelenpresse

Der Pfleger schloss die Tür hinter ihm. Der Psychiater Dr. Navratzki sah dem neuen Patienten neugierig entgegen: „Hans Davidsohn?“ Hoddis antwortete nicht, zog seine Mütze fest und tief in die Stirn. Hoddis murmelte: „Diese monströsen Menschen sollen aufhören, dauernd meine Bude zu berennen.“ Währenddessen starrte er auf die Hände des Arztes. Dr. Navratzki öffnete die Akte.
Und mit ihm der Autor Fritz Bremer. Schon in den ersten Sätze seiner „Fragmente einer Biographie“ nimmt er uns „an die Hand“, um einen außergewöhnlichen Menschen kennen zu lernen. Mit Hilfe von Krankenakten, Briefen und Erinnerungen der Wegbegleiter geht Bremer auf die Suche nach der Persönlichkeit des Hans Davidsohn, der sich Jakob van Hoddis nannte. Bereits 1911 erschien das vielleicht berühmteste expressionistische Gedicht „Weltende“, mit dem van Hoddis Literaturgeschichte schrieb: „Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut, in allen Lüften hallt es wie Geschrei...“.
Kurz darauf traten die ersten Anzeichen einer psychotischen Erkrankung auf und eine jahrzehntelange Odyssee begann. Sein Leben als Pflegling und Patient verschiedener psychiatrischer Kliniken endete im Mai 1942 mit der Deportation und Ermordung in Polen. Hans Davidsohn starb als Jude, als „verbrannter Dichter“ und als Psychiatriepatient.
Fritz Bremer lässt den Menschen Jakob van Hoddis wieder lebendig werden, ohne Überhöhung und ohne übertriebene Schonung. Und er unternimmt mit ihm schließlich eine Zeitreise an eine der wichtigsten Geburtsstätten der Psychiatriereform – ins Triest der 70er Jahre.
„Visionen? Hatten Sie Visionen?“, fragte der Arzt. „Ich sage ja, ich habe lebhaft geträumt“, erklärte Hoddis beiläufig, „so dass ich nicht weiß, ob’s nur ein Traum oder wirkliche Vision war. Sie verstehen?“

Die Journalistin Irene Stratenwerth skizziert in ihrem aktuellen Nachwort, was seit der Erstauflage dieses Buches 1996 alles in Bewegung gekommen ist: Ihre Reisen zu den in Israel lebenden Verwandten des Hans Davidsohn, die Recherchen über die letzte Jüdische Heil- und Pflegeanstalt in Bendorf-Sayn bei Koblenz und die vielfältige Würdigung des Lebens und der Werke von Jakob van Hoddis in der Öffentlichkeit, u.a. durch Ausstellungen 2001 im Berliner Centrum Judaicum sowie in Bendorf-Sayn.

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