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Dementielle Lebenswelten

Leseprobe

Vorwort von Gerhad Nübel:

Im Mittelpunkt der Beiträge dieses Buches stehen dementielle Lebenswelten. Erkrankungen der dementiellen Art werden nicht nur als medizinisch-psychiatrisches Problem betrachtet, vielmehr geht es um einen lebensweltbezogenen Zugang, der unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt und so eine differenzierte Sichtweise ermöglicht.
Martin Haupt gibt in seinem Beitrag eine Übersicht über die Alzheimersche Krankheit. Er nimmt Stellung zu genetischen Aspekten der Erkrankungen, zu Risikofaktoren sowie der Diagnostik. Ferner werden gegenwärtig verfügbare Medikamente vorgestellt, aber auch diejenigen besprochen, die zur Zeit in klinischer Prüfung auf ihre Wirksamkeit untersucht werden und diejenigen, die unter Umständen in naher Zukunft vielversprechend in der Behandlung sein könnten.
Mit Möglichkeiten und Aspekten der Psychotherapie bei Demenzkranken beschäftigt sich Rolf D. Hirsch. Psychotherapie bei alten Menschen gewinnt zunehmend an Bedeutung, immer mehr Psychotherapeuten behandeln ältere Menschen in ihrer Praxis. Auch im Behandlungskonzept von gerontopsychiatrischen Abteilungen, Tageskliniken und Gerontopsychiatrischen Zentren ist Psychotherapie zu einem nicht mehr wegzudiskutierenden Baustein im Behandlungskonzept geworden.
Demenz ist zu einer Herausforderung geworden: eine Herausforderung für die Versorgungssysteme, den Sozialstaat, die Gesellschaft und vor allem für die Betroffenen selbst und ihre Familien; eine Herausforderung aber auch - und inzwischen immer mehr - für die medizinische Forschung "Dürfen Ärzte an Demenzkranken forschen?" lautet die Frage, der Friedrich Leidinger nachgeht. Grenzen der Forschung bei nichteinwilligungsfähigen Menschen werden angesprochen und eine Rückbesinnung der Medizin auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes Rehabilitation angeregt.
Karl-Heinz Göhler stellt in seinem Beitrag aus der Sicht eines stationären, multiprofessionellen Behandlungsteams einer gerontopsychiatrischen Aufnahrnestation Aspekte der Arbeit mit dementiell Erkrankten und deren Angehörigen dar. Es werden Möglichkeiten in der Arbeit mit dementiell Erkrankten sowie Aufgaben, die sich für Pflegende ergehen, umrissen und auf der Grundlage eines praxisorientierten Zugangs Anregungen vermittelt.
Ein pflegender Umgang mit dementiell Erkrankten und ihren Angehörigen ist ein wesentlicher Aspekt insbesondere der ambulanten gerontopsychiatrischen Behandlung und Versorgung, wie E. Pawlowski in seinen Ausführungen deutlich macht. Beim Aufsuchen der häuslichen Umgebung des Patienten erhalten die Mitarbeiter der Ambulanz erste Eindrücke von der Lebenswelt des Erkrankten und seiner Angehörigen. Ein lebensgeschichtlich orientierter und lebensweltbezogener Zugang hat Brückenfunktion, um den alten Menschen in seiner dementiellen Lebenswelt stundenweise zu begleiten und zu begreifen.
Katja Hornberg-Dobra gibt anhand einer Fallgeschichte ein Beispiel, wie pflegender Umgang mit dementiell Erkrankten und deren Angehörigen aussehen kann. Möglichkeiten und Grenzen ambulanter Tätigkeit werden aufgezeigt, die Notwendigkeit der Angehörigenarbeit herausgestellt. Pflegender Umgang ist eine täglich neue Herausforderung, die u.a. hohe reflexive Fähigkeiten und Einfühlungsvermögen der Mitarbeiter ambulanter psychiatrischer Pflegedienste voraussetzt.
Mit ausgewählten Themenbereichen im Zusammenhang mit dementiellen Lebenswelten beschäftigen sich die Beiträge der verschiedenen Arbeitsgruppen: Psychopharmaka-Interventionen bei Demenz - Möglichkeiten und Risiken - Validation, Kosten der Behandlung von Demenzkranken, Case Management in der Gerontopsychiatrie, u.a.

Für die Herausgeber

Dr. med. Gerhard Nübel


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