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Aufbruch aus dem Angstkäfig

Leseprobe

Eines Tages hörte ich während der Arbeit leise und undeutlich eine Stimme, die aus dem Inneren meines Kopfes zu kommen schien. Sie rief immer wieder meinen Vornamen. „Andreas, Andreas...“ So etwas hatte ich noch nie erlebt und fragte diese Stimme, wer sie sei. Sie antwortete, dass der Teufel gekommen sei.
Wenig später hörte ich in geschlossenen Räumen ununterbrochenes Frauengestöhn. Es schien meist seinen Ausgangspunkt in den Heizkörpern zu haben bzw. von Heizkörpern übertragen zu werden. Zuerst wunderte ich mich über das Phänomen, denn ich hielt es für einen realen Vorgang. Ständig bemühte ich mich daraufhin, irgendwelche Frauen zu „überführen“ oder zumindest herauszubekommen, wo dieses Stöhnen seinen Ausgangspunkt haben konnte.

Vorwort

Ich möchte Sie in diesem Buch auf eine Reise in eine unbekannte Welt entführen. Es ist die Welt, in der Menschen leben, die Stimmen hören – und dies ist keinesfalls eine Traumwelt.
Für Stimmen hörende Menschen sind die auftretenden Stimmen so real mit all ihren besonderen Charakteristika, dass man keinen Zweifel hegt und sie zudem als ernsthafte – mit mehr oder weniger guten Manieren ausgestattete – Partner empfindet.
Zum Teil waren die Stimmen so angsteinflößend, dass ich mich erst nach vielen Jahren getraut habe, diesen Bericht zu verfassen. Nach einer ersten geistigen und seelischen Verarbeitung all der Ereignisse in der „anderen Welt“ begann ich, mir die Angst von der Seele zu schreiben. Böse Stimmen hatten mir beständig mit dem Tode gedroht, sollte nur ein Teil dieser Vorgänge durch mich preisgegeben werden.
Nach längerer Zeit habe ich schließlich erkennen müssen, dass die geschilderten Ereignisse viel mit meiner geistigen und seelischen Verfassung zu tun haben, auch zu großen Teilen mit meiner Biografie. Verhärtungen im Denken, Fühlen und Handeln sind aufgebrochen durch die oftmals langen Kämpfe und Auseinandersetzungen. Die Stimmen, so deprimierend sie auch manchmal wirkten, haben mich schließlich zu Tugenden im Denken und Fühlen zurückgeführt, die längst vergessen schienen. Die bisherige Bilanz der psychotischen Zustände über mehr als zehn Jahre ist insofern trotz aller Schmerzen und Probleme insgesamt positiv.
Ich habe dieses Buch auch deshalb geschrieben, um den in der Psychiatrie Tätigen zu zeigen, dass sich hinter der Fassade eines starren Blicks oder leeren Gesichtsausdrucks ein außerordentlich reiches Seelenleben verbergen kann.
In mehreren Teilen werden Sie etwas mehr über meine Gefühle und Gedanken erfahren, die vom Stimmenhören geprägt waren. Die hier vorgestellten Stimmen sind allerdings nur ein einziges Beispiel für mannigfaltige Inhalte und Formen des Stimmenhörens.
Ich glaube, dass diese kleine Reise in eine unbekannte Welt auch für nicht Stimmen hörende Menschen interessant sein wird. Lassen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, nun erst einmal dorthin entführen.


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