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Helfende Berufe im Markt-Doping

Rezensionen

Beatrix Brunelle in: Psychologie heute:
Seit der Kostenkrise - Dörner datiert sie um das Jahr 1980 - gibt es für das Medizin- und Sozialsystem nur noch Gesetze, die nicht das Helfen verbessern, sondern die Leistungsmenge steigern und das Doping der Ökonomisierung beziehungsweise der "Verbetriebswirtschaftlichung" beschleunigen. Dörners besondere Aufmerksamkeit gilt daher den fatalen Verbindungen, die der Markt mit den Medizinern und Wissenschaftlern unterhält. ... Den Autor stört auch die Art und Weise, wie der Begriff Gesundheit inzwischen vermarktet und hochgejubelt wird. So schnappt die Gesundheitsfalle etwa dann zu, wenn immer mehr Gesunde in behandlungsbedürftige Kranke umgedeutet oder wenn neue Krankheiten für den Markt entdeckt werden. ... Das Profihilfesystem müsse nach anderen Regeln als denen des Marktes organisiert werden, wenn man seine Perversion verhindern wolle. ... In diesem Buch legt der Autor seine Finger in viele Wunden unseres Sozialsystems. Nicht zuletzt, weil er sich selbst als Arzt mit einbezieht, wirken seine Ausführungen glaubwürdig, aufbauend und wegweisend.

Pflegezeitschrift 5/2008:
Ein Blick auf das professionelle "Helfen" im Markt-System, wo sich Helfer, wie beim Doping, Mitteln bedienen, um der Konkurrenz gegenüber "die Nase" vorn zu haben.

Barbara Hellige für www.socialnet.de:
Klaus Dörner hat mit dem Buch "Helfende Berufe im Markt-Doping" nicht etwa ein Buch über das Verhältnis Medizin-Sport geschrieben. Nein, er versteht das gesamte Gesundheits- und Sozialsystem als korrumpiertes System, das dazu führt, mit immer mehr GesundheitsarbeiterInnen immer mehr Bedarf nach professioneller Hilfe zu produzieren und damit den Menschen sozusagen die Gesundheit im Sinne des "Selbstvergessenen Weggegeben seins" (Gadamer) auszutreiben. Schon heute produzieren 4,2 Mill. GesundheitsarbeiterInnen für 80 Millionen Einwohner "Gesundheit" und müssen schon aus rein egoistischen Gründen ein Interesse haben, ihren Arbeitsplatz zu erhalten.
Die Gesundheitsgesellschaft, in der wir leben, so Dörners zentrale These, treibt mit Hilfe des Gesundheitssystems oder, wie er es an anderer Stelle nennt, des medizinisch-industriellen Komplexes, sich selbst die Gesundheit aus.
Hier geht es zur vollständigen Rezension: www.socialnet.de/rezensionen/5878.php

Andreas Manteufel in: systhema:
Klaus Dörner liest uns die Leviten. Immer provokantere Formulierungen findet der Altmeister der kritischen und geschichtsbewussten Medizintheorie. Vielleicht fällt ihm dies aus der Perspektive des Ruheständlers auch leichter. Dörner zeichnet die Entwicklungen moderner Helfersysteme nach, die die Familien einst entlasteten, indem sie ihnen Pflege und Wohnen für Alte und Kranke abnahmen. Dann aber begannen sie, über zunehmende Professionalisierung nach den Mechanismen des Marktes, die "Patienten" der Gesellschaft zu entfremden. Heute dominieren ökonomische Zwänge (die Geister, die sie riefen) und alle alten Tugenden des Helfens, Pflegens und Begleitens drohen sich zu verlieren. Mit seinem Engagement in der "neuen Bürgerhelferbewegung" versucht Dörner, das Ruder wieder zurückzudrehen (vgl. dazu sein Buch "Leben und sterben, wo ich hingehöre") ... Eine Wachsamkeit gegenüber den angesprochenen "Fallen" des marktorientierten Gesundheitssystems, das kann und sollte dieses Buch auf jeden Fall erreichen.

Verena Liebers in: "Der Eppendorfer":
Ein überaus kritisches Buch, das nicht nur für Profis wichtige Gedankenanregungen zum Helfen und damit zum Menschsein überhaupt enthält.
Statt sich hinter Schuldzuweisungen zu verstecken, pointiert der erfahrene Sozialpsychiater destruktive Konstellationen. Mit Ironie und Fachwissen vergleicht er die Entwicklung medizinischer Versorgung mit Doping im Leistungssport und Discountermärkten. Geschickt bringt Dörner den Leser erst zum Schmunzeln und dann zum Nachdenken. Immer besser, schneller, größer, billiger werden kann auf Dauer nicht funktionieren. Gerade im Bereich des Helfens wirkt dieses System aber besonders zerstörerisch. Doch Dörner kritisiert nicht nur, er zeigt auch neue Wege auf.

Christine Theml in: Nicht ohne uns:
In diesem Buch enthüllt ein Profi schonungslos die gewollten Mechanismen, die sich etabliert haben, um dem Marktprinzip, Geld zu verdienen, auch im Gesundheitswesen gerecht zu werden. Das Ermutigende an dem Buch ist, dass Dörner dabei nicht stehen bleibt. Er entwirft nicht nur eine Utopie, er macht den Leser mit Beispielen bekannt, wie es schon geht oder wie es gehen kann. Klaus Dörner spricht aus, was unbestimmt im Bauch grummelt und ermuntert zum Handeln.

Hilde Schädle-Deininger in: Psychiatrische Pflege:
Dörner bezieht klar Stellung gegen die Anwendung des Marktprinzips auf Medizin, Soziales und Gesundheit. (...) Das Buch behandelt die Thematik komplex und komprimiert zugleich, regt zum Nachdenken auf den unterschiedlichsten Ebenen an und ist ein Muss für alle, die mit der Situation im Gesundheitswesen, den derzeitigen Rahmenbedingungen und der Ausübung des professionellen Helfens unzufrieden sind, an ihre Grenzen stoßen und als Bürger an solidarischem Handeln interessiert sind.

Ursula Talke in: Soziale Psychiatrie:
Kaum einer im Land ist so gut orientiert, wenn es darum geht, was es alles im Bereich Selbsthilfe an neuen Initiativen und Projekten gibt. In bewährter Art bezieht Dörner sich in der Formulierung seiner Thesen auch immer wieder auf diverse Kollegen, Vordenker, Mitdenker, Philosophen. (...)
Vermutlich kann es sich kaum jemand anderer leisten, ein solches Buch zu schreiben, und ich bin immer wieder dankbar, dass es Dörner gibt und dass es für ihn so selbstverständlich ist, den Mund aufzumachen, den Finger auf die wundesten Stellen zu legen und mit einem leisen Lächeln anzumerken, dass es nicht nur anders geht, sondern es längst anders getan wird.

Soziale Arbeit - Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete:
Durch die seit den 1980er-Jahren zunehmende Privatisierung und Ökonomisierung des Gesundheitsbereichs wird nach Auffassung des Autors eine Entwicklung begünstigt, die das Wohl der kranken Menschen in Erwägung kommerzieller Interessen vernachlässigt. Ziel dieses Buches ist es, eine Reform des Hilfesystems von innen anzuregen. Das System werde zwar immer perfekter, auf der anderen Seite aber auch immer krank machender, da man den Kern der professionellen Hilfetätigkeit, die freie Verantwortung für den jeweils Anderen, im Hinblick auf die Rationalisierung als überflüssig betrachte. Gleichzeitig würden gesunde Menschen zusehends in die Nähe der Therapiebedürftigkeit gerückt. Das Buch versteht sich als ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit im Gesundheitswesen und sucht nach Wegen aus der beschriebenen Krise.

A. Weber in: Der medizinische Sachverständige:
Herausgekommen ist eine fundierte Kritik am Primat der Ökonomie auch und gerade in der Medizin. Dörner bezeichnet dies als „Markt-Doping“, dem sich die meisten Ärzte ergeben haben. Darüber hinaus ist in Medizin und Sozialsystem nur noch von Gesundheit (u.a. Gesundheitskasse, Kunden, Gesundheitsdienstleister, Gesundheitscoach) die Rede, kaum noch von Krankheit. Geld fließt nicht mehr zu den wirklich Hilfebedürftigen, sondern eher zu den profitableren Gesünderen, was ein Teil der „Gesundheitsfalle“ ist. Dabei ist der gesamtgesellschaftliche Hilfebedarf für den Autor nie größer gewesen als heute, wobei für ihn Alterspflegebedürftige, chronisch Kranke und neo-/pseudo psychisch Kranke die drei wichtigsten „Baustellen“ sind.
Zusammenfassend legt Klaus Dörner authentisch und glaubwürdig seine Finger in viele „Wunden“ unseres Gesundheits- und Sozialsystems, eine gerade auch für Sozialversicherungsmediziner durchaus lesenswerte Lektüre.


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