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Angehörige sind Erfahrene

Rezensionen

Prof. Asmus Finzen in: Psychosoziale Umschau:
Fritz Bremer und Hartwig Hansen, als Profis und als Verleger selbst „psychiatrieerfahren“, haben ein Buch vorgelegt, das aufmerken lässt. Sie haben 16 Angehörige von psychisch Erkrankten angeregt, über ihre Erfahrungen mit ihren kranken Familienmitgliedern, mit sich selber und der Psychiatrie zu berichten. Sie haben die Beiträge sorgfältig ediert. Sie haben das Buch mit einer nachdenklichen Einführung – in der sie auch über dessen Entstehungsgeschichte berichten und einem klugen zusammenfassenden Schlusskapitel versehen. Was ihre Autorinnen und Autoren repräsentieren, ist durchweg lesenswert – und vor allem gut lesbar. Es sind keine Selbsterfahrungsberichte im klassischen Sinne. Es sind Berichte darüber, wie die Familien versucht haben, die Familienkatastrophe psychische Erkrankung zu bewältigen, welche Tiefen und – seltener – Höhen sie dabei durchlebt haben und welche Hilfen sie dabei erfahren haben. Die kamen eher von anderen Angehörigen als von den Profis.
Die Psychiatrie kommt nicht besonders gut dabei weg. Die Vorbehalte sind konkret: Schuldzuweisungen an Angehörige scheinen immer noch nicht ausgestorben zu sein. Aufklärung über die Krankheit der Betroffenen wird Angehörigen nach wie vor nur widerwillig erteilt – auch nicht, wenn die Angehörigen die Kranken nach der Klinikentlassung betreuen und damit große Verantwortung übernehmen. Partnerschaftliche Behandlung und Begegnung auf Augenhöhe sind nach wie vor anscheinend die Ausnahme in der Begegnung der Profis nicht nur mit den Angehörigen sondern auch mit den unmittelbar Betroffenen. Kann man nach 30 Jahren Angehörigen-Selbsthilfe-Bewegung, nach 40 Jahren Psychiatriereform anderes erwarten? Man sollte können. Aber wer als Profi, wie ich, im Studium gelernt hat, dass Angehörige nachgerade „Ungehörige“ seien, so einer meiner Professoren in einer Vorlesung. Wenn man in der Ausbildung gelernt hat, man solle die Angehörigen besser auf Distanz halten. Sie störten nur die Behandlung. Wenn man in der Ausbildung gar, obwohl wissenschaftlich seit Ende der Sechzigerjahre widerlegt, von der „schizophrenogenen“ Mutter gehört hat, dann kann man wohl auch nach anderthalb Generationen Psychiatriereform nicht allzu viel Gutes erwarten. Die Kritik an der Psychiatrie ist fast immer konkret und selten übertrieben. Psychiatrie-Profis sollten sie zur Kenntnis nehmen – also das Buch lesen.
Es macht keinen Sinn, auf die Einzelbeiträge einzugehen. Wichtig ist: Sie sind nicht monoton, schon gar nicht monotone Klagen. Alle berichten von ihren individuellen Schicksalen und davon, wie sich bewältigt haben – viele erstaunlich gut, andere nur mühsam. Auch diese Vielfalt macht den Reiz des Buches aus. Erwähnt sei, dass zwei der Autorinnen eigene Blogs zur Schizophrenie und zu Angehörigenarbeit betreiben, dass eine, Janine Berg-Peer, zwei anrührende Bücher zum Thema geschrieben hat – bei Fischer und bei Kösel erschienen. Erwähnt seien auch die beiden Beiträge von Ärzten/Ärztinnen, deren Erfahrungen sich kaum qualitativ von denen anderer Angehöriger unterscheiden. Erwähnt sei schließlich der Beitrag des Vorsitzenden des Hamburger Landesverbandes der Angehörigen seit 2003, Hans Jochim Meyer – selber Arzt –, der erklärt „Warum wir uns in der Selbsthilfe engagieren“ – ich möchte hinzufügen sollen. Sein Statement: „Nur wer sich zu Wort meldet, wird wahrgenommen,“ ist möglicherweise die wichtigste Botschaft des Buches. Sie ist zugleich ein Memento: eine weitere positive Entwicklung der psychiatrischen Behandlung und Versorgung ist ohne die Mitwirkung der unmittelbar unter mittelbar Betroffenen, also der Psychiatrie-Erfahrenen und ihrer Angehörigen, undenkbar.

Rezension von Prof. Josef Bäuml:
Dieses „Ermutigungs-Buch“ für Angehörige und Betroffene ist eine ernüchternde „Rosskur“ für alle professionell in der Psychiatrie Tätigen, die nicht ganz zu Unrecht „ihr Fett“ dafür abkriegen, dass sie - immer wieder und immer noch! - unter Berufung auf die Schweigepflicht auch ganz banale Auskünfte „triumphierend“ verweigern, obwohl die Angehörigen ohnehin meist tausendfach besser über die Erkrankten Bescheid wissen als die engagiertesten Therapeuten! Elisabeth Richter kann sich hierbei den ironischen Stoßseufzer nicht verkneifen, dass eben Klinik und Angehörige fast „natürliche Feinde“ seien. Eine Reihe sehr beeindruckender Erfahrungsberichte, die in ihren Aussagen und Empfehlungen teilweise nicht widersprüchlicher sein könnten und dennoch eine in sich stimmige Botschaft vermitteln: Psychotische Erkrankungen gehören zu den unglaublichsten und gleichzeitig faszinierendsten Extremsituationen des menschlichen Lebens! Insgesamt wirkt es fast beklemmend, mit welcher Entschiedenheit die einen Angehörigen (Janine Berg-Peer und Angelika Bardelle) berichten, dass erst durch ihr „Loslassen“ sich die Situation der Erkrankten letztlich gebessert habe, während Elisabeth Richter und Barbara Mechelke sich diese „Abgrenzungs-Empfehlung“ geradezu „verbitten“! Der dadurch aufgerissene tiefe Graben müsse im Falle einer erneuten psychotischen Dekompensation, wenn dann in der Regel oft keine Profis in Sicht seien, von den Angehörigen wieder mühsam überwunden werden, um die Erkrankten nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Es scheint eben keine allgemeingültige Patentempfehlung zu geben! Familie Rast räumt in diesem Kontext ihrem Sohn trotzdem das Recht ein, „wieder auf die Nase zu fallen“, allerdings erst nach seiner „Wendung“ mit zunehmender Krankheitseinsicht und selbständiger Medikamenteneinnahme …
Besonders bedrückend wirkt aus Sicht eines Arztes für Psychiatrie und Psychotherapie der für Angehörige oft selbstverzehrende Ambivalenzkonflikt des Für und Widers gegenüber einer medikamentösen Behandlung. Immer wieder wird diese schmerzhafte Zerreißprobe beschrieben, das geliebte Kind vor diesem „Teufelszeug“ (Sandra Bischoff) beschützen zu müssen. Gleichzeitig endet aber fast keine der 16 Fallgeschichten ohne die oft beiläufig wirkende Bemerkung, dass es dem Familienangehörigen jetzt, nach der weitgehenden Akzeptanz seiner Krankheit mit „regelmäßiger Einnahme seiner Medikation“, wieder leidlich gut gehe.
Wer weiß, wie viel Leid den einzelnen Familien und vor allem den Betroffenen selbst erspart geblieben wäre, wenn es frühzeitig gelänge, die nach heutigem Wissensstand für das Gros der Patienten sehr hilfreiche Medikation nicht nur als „billige Ruhigstellung“ sondern bei intelligenter Dosierung als „unverzichtbare Basis für eine weitgehende Gesundung“ nahe zu bringen! Warum schaffen es die psychiatrischen Einrichtungen nach wie vor nicht, den Angehörigen vor allem zu Beginn einer psychotischen Erkrankung rasch und unmittelbar psychoedukative Angehörigengruppen anzubieten? Durch eine basale Information über die Hintergründe der Erkrankung und die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen bei gleichzeitigem Erfahrungsaustausch untereinander kann eine sehr hilfreiche Bewältigungskompetenz aufgebaut werden! In nahezu allen Beiträgen wird die fast einer Erlösung gleich kommende Erfahrung geschildert, wie nach einer laiengerechten Aufklärung und/oder einem befreienden Austausch mit Schicksalsgenossen die bisherige Verängstigung und Lähmung gewichen seien. Nur so kann das protektive Potential der Angehörigen geweckt und frühzeitig in einen Recovery-orientierten Genesungsprozess integriert werden!
Es ist ein Genuss zu lesen, mit welcher unverwüstlichen Treue sich die allermeisten Angehörigen für ihre erkrankten Familienmitglieder einsetzen und ihnen beistehen, wenn viele Profis bereits resigniert abwinken. Das wertvollste Kapital aller Schwerkranken ist der unverbrüchliche Glaube und die nie erlahmende Hoffnung der Verwandten an eine Besserung! Barbara Mechelke beschreibt diesen Kampfgeist sehr anschaulich mit den Worten: „Wem das Wasser bis zum Halse steht, der darf den Kopf nicht hängen lassen!“ Sehr viel besser kann man die Überlebensphilosophie vieler „Lebensabschnittsangehöriger“ (Christina Hanus), die ständig „auf Abruf in Hilfsbereitschaft“ stehen, nicht charakterisieren! Und das Ehepaar Rast schämt sich nicht, hierbei ganz einfach auch die „elterliche Liebe“ als primum movens für ihre unerschütterliche Unterstützungsbereitschaft anzuführen.
Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für alle Profis werden, um jenseits aller Theorie ein Gefühl dafür zu bekommen, wie verzweifelt Angehörige oft sind, wie sehr sie sich von den Profis in Stich gelassen fühlen und wie einfach es eigentlich wäre, mit etwas „Herz und Verstand“ - und allerdings auch einem entsprechenden Zeitkontingent! - die Angehörigenseelen für sich und eine vernünftige Zusammenarbeit zum Vorteil aller Erkrankten zu gewinnen!
Ich wünsche diesem Buch bei allen trialogischen Parteien eine sehr weite Verbreitung mit der Hoffnung, dass auch interessierte Laien sich in diese Zeilen „verirren“ um dann den Erkrankten, ihren Familien und vielleicht sogar der Psychiatrie mit größerem Wohlwollen und Verständnis zu begegnen.

Alexandra Chuonyo in: unbeirrbar – InfoForum für Angehörige psychisch Kranker in Bayern
Viele Angehörige fühlen sich so als könnten sie ganze Bücher über ihr Schicksal, ihre Erlebnisse mit einem psychisch kranken Menschen und dessen Begleitung schreiben. Die meisten tun es nicht. Und nun hat der Paranus Verlag diese Idee aufgegriffen und hat Berichte von 18 Angehörigen in dem Buch „Angehörige sind Erfahrene. Ein Ermutigungsbuch" zusammengefasst. Dieses Mal liegt also ein richtiges Selbsthilfebuch in schriftlicher Form, zur Besprechung vor vor mir.
Berechtigterweise stellte sich der Herausgeber Fritz Bremer in seinem Vorwort die Fragen. „Wer will das lesen? Wollen 'Profis' und 'Psychiatrie-Erfahrene' tatsächlich etwas von den Angehörigen wissen? Und die Angehörigen kennen ihre eigenen Geschichten und die der anderen in den Angehörigengruppen. Wollen sie selbst das alles noch mal lesen? Wer sucht so ein Buch?" Er und sein Herausgeberkollege Hartwig Hansen kamen zu der Überzeugung. dass für ein Angehörigen-Erfahrungsbuch durchaus ein Bedarf bestehen könnte, wenn es den Autoren gelingt, nicht über das Leid und Bewältigungsversuche des kranken Menschen zu schreiben, sondern wirklich nur über sich selbst, über ihre eigenen Gefühle.
Und dies ist den Verfassern der Kurzbeiträge gelungen. Sie beschäftigen sich aus den unterschiedlichen Perspektiven, als Vater, Mutter, Kind, Schwester, Partner eines psychisch kranken Menschen, mit Fragen wie zum Beispiel, was die Erkrankung für sie selbst, ihre eigene Entwicklung und Lebensgeschichte bedeutet, wodurch sie sich ermutigt fühlen, worin sie Entlastung finden.
Und daher trägt das Buch auch mit Recht den Untertitel „Ein Ermutigungsbuch". In den einzelnen Erfahrungsberichten wird jeweils eine selbstbewusste Haltung spürbar. Dieses Selbstbewusstsein
ermöglicht ein verändertes Rollenverständnis, das innerhalb der Familie, aber auch in anderen sozialen Bezügen, in der Selbsthilfe und in der Öffentlichkeit, neue Möglichkeiten eröffnet.
Zu einem selbstbewussten Umgang mit dem Schicksal „Angehöriger eines psychischen kranken Menschen" will und kann das Buch ermutigen. Das ist auch das Ziel jeder Selbsthilfe, sich von den Gefühlen Schock, Ohnmacht, Schuld, Angst und Hilflosigkeit zu befreien und neues Selbstbewusstsein und neue Lebensqualität zu erlangen. Lesen Sie selbst und holen sich Anregungen für Ihre eigene Selbsthilfe, lassen Sie sich Mut machen.

Rezension von Dr. Margit Schmolke, München, in: Sozialpsychiatrische Informationen:
Endlich ein Buch von Personen, die einen psychisch erkrankten Angehörigen haben, sei es der Ehepartner, die Tochter oder der Sohn. Die Herausgeber haben 17 Angehörige eingeladen, über sich zu erzählen. Und es ist ein Buch entstanden, das Raum gibt für ihre subjektive Sicht, in dem die persönlichen Geschichten und Erfahrungen aus ihrer Perspektive zum Ausdruck kommen. Und das ist ein sehr mutiger Schritt der Angehörigen in die Öffentlichkeit, heraus aus der oftmals verzweifelt erlebten Isolation. Denn oft ziehen sich Angehörige von psychisch erkrankten Menschen immer mehr zurück aus ihren sozialen Bezügen aus Scham- und Schuldgefühlen oder Resignation, oder sie werden von anderen zunehmend gemieden und ausgegrenzt, ein Ausdruck einer sekundären Stigmatisierung in der Gesellschaft. Eine klare Antwort dagegen stellen die in den letzten Jahrzehnten entstandenen gut organisierten Angehörigengruppen und –verbände dar, in denen sich Angehörige austauschen und informieren über die Ursachen, Entwicklung und Behandlung von psychischen Erkrankungen. Sie ringen um einen direkten Austausch mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten vor allem in stationären Einrichtungen und darum, als Angehörige und als Partner in der Behandlung eingebunden zu werden. Denn nach einer Akutbehandlung sind sie die Hauptbezugspersonen, die die Last der Erkrankung im tagtäglichen Alltag zu tragen und auszuhalten haben. Sie möchten mit der Last der Verantwortung nicht alleine sein.
Und diese Themen spiegeln sich in den Geschichten und in den persönlichen Erfahrungen wider: der Schock und die Ratlosigkeit, die Ohnmacht und die Angst, wenn plötzlich oder schleichend ein wichtiger Mensch in der Familie an einer psychischen Erkrankung leidet. In den einzelnen Geschichten werden ihre Erfahrungen von persönlicher Verwicklung und emotionaler Verstrickung mit ihren Angehörigen hautnah spürbar, aber auch individuelle Wege und Lösungen aus dieser Verstrickung wieder hin zu einem eigenen Leben. Und das ist das Besondere an den Geschichten, dass die Angehörigen oftmals nach langen Leidenswegen und nach wichtigen Erkenntnissen einen Lösungsweg finden, sich aus der Schuld- und Resignationsspirale zu befreien und ihre eigenen Bedürfnisse wieder wahrzunehmen und umzusetzen. Daher ist es zu Recht ein Ermutigungsbuch.
Die Herausgeber baten die Angehörigen, ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Es ging nicht um die Frage „Wie leidet der andere?“, sondern „Was belastet mich?“, es ging auch nicht um die Frage „Was hat dem anderen geholfen?“, sondern „Was hat mir geholfen?“ und „Welchen Sinn hat diese Erfahrung in meinem Leben?“.
Hier eine Erfahrungsgeschichte, die stellvertretend für viele Geschichten ist und das Dilemma zwischen Verantwortung und Wunsch nach einer guten wechselseitigen Ablösung verdeutlicht. Eine Mutter, deren erwachsener Sohn sich nach langem Leidensweg erstmalig in professioneller Behandlung befand, berichtet über die Begegnung mit einer anderen Mutter während eines Kuraufenthalts, sie sprechen über ihre kranken Söhne und beide glaubten: „Wir dürfen nicht glücklich sein, nicht lachen, während unsere Kinder doch so leiden. Heute kann ich auch die zweite Hälfte des Gedankens aussprechen: Was wäre ich denn dann für eine Mutter…?!“ Und weiter. „Ich blieb in der Kur, auch wenn es Höllenqualen für mich bedeutete. Doch von Tag zu Tag wurde es leichter. Ich gewöhnte mich daran, meinen Sohn anderen Menschen anzuvertrauen und vor allem sich selbst. Und es fühlte sich gar nicht so schlecht an, langsam aber sicher wurden die Last und das Loslassen leichter…“ Die Mutter kam lange Zeit nicht auf die Idee, dass es auch Unterstützung für sie als Mutter geben würde. Sie wünschte sich Hilfe für ihren Sohn, und das war vorrangig. Sie ging einen langen Weg, bis sie Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe in einem Angehörigenverband gefunden hat, wo sie sich schließlich später selbst engagierte. Sie hat erkannt, dass Eltern dazu neigen, schnell alles in die Hand zu nehmen, weil sie denken, das müsse so sein, und weil es ihnen selbst dadurch vermeintlich besser geht. Dass sie ihrem Sohn damit auch die Verantwortung für sich und sein Leben aus der Hand genommen hat, das wurde ihr erst viele Jahre später klar.
In einer anderen Geschichte mit dem Titel „Von der aufgeregten zur gelassenen Mutter“ sagt eine Mutter der damals 17-jährigen Tochter, die gerade die Diagnose Schizophrenie erhalten hat: „Ich vertraute blind der Meinung der Ärzte und erwartete Hilfestellungen von ihnen. Aber diese Hoffnung zerschlug sich schnell: Psychiater sind nicht für Angehörige da, sie haben keine Zeit und verstecken sich hinter der ärztlichen Schweigepflicht.“ Nach vielen Jahren des Bangens und der Sorgen sowie der Angst vor der nächsten Krise ihrer Tochter konnte sie schließlich ihre Aufopferungshaltung ihr gegenüber aufgeben. Als Wendepunkt in der Beziehung zur Tochter gibt sie an, dass sie nicht mehr weinte, sondern „endlich eine gesunde Reaktion“ zeigte, sie wurde wütend. Heute resümiert die Mutter: „Meine Befürchtungen nach der Diagnose haben sich nicht bewahrheitet. Ich sehe meine Freunde wieder, ich koche, lese und schreibe wieder gern und fahre vergnügt ins Garten-Center, um mir viel zu viele Pflanzen für die Terrasse zu kaufen. Meine Tochter ist jetzt 35 Jahre alt und managt ihre Krankheit selbständig: Sie nimmt Hilfe von Fachleuten an, verhandelt ihre Tablettendosis mit ihrem Arzt, akzeptiert die Hilfe von ihrer Soziotherapeutin, geht in Gruppen, hat Freunde und macht eine Weiterbildung, weil sie unbedingt wieder arbeiten will.“
Die Ehefrau eines schwer depressiven Partners beschreibt in eindrücklicher Weise ihre Geschichte. Was ihr geholfen hat, waren ihr Glaube und die Gespräche in einer Angehörigengruppe, die sie entlastet und ihr wieder Kraft und Zuversicht gegeben haben. Sie schreibt: „Unser Leben ist anders als vorgestellt verlaufen. Aber auch unerwartete, schwierige Abschnitte müssen und können im Leben bewältigt, gemeistert werden. Ich habe das große Vertrauen meines Mannes nicht enttäuscht. Ich bin stärker geworden, weil ich mit ihm getragen und ertragen habe. Unsere Gemeinschaft ist inniger geworden. Das Schönste, was mein Mann mir immer wieder sagt, ist der Satz: ‚Ohne dich gäbe es mich nicht mehr.‘ (…) Dank meiner Unterstützung hat mein Mann Schritte gewagt, die ihm seine Lebensfreude, sein Selbstbewusstsein ein Stück zurückgegeben haben. (…) Wir sind dafür dankbar und schätzen unser Zusammensein als nicht selbstverständlich. Ich vergleiche uns mit einer Seilschaft, die sich vertraut. Einer sichert den anderen ab. Früher sind wir beide sorglos oben geklettert.“
Schließlich kann eine Mutter heute berichten, dass ihr und ihrem Ehemann die professionelle Hilfe eines sozialpsychiatrischen Dienstes geholfen hat, mit ihrer erwachsenen Tochter inzwischen entspannter umzugehen. Vorausgegangen waren viele Zuspitzungen und dramatische Verstrickungen mit der Tochter, die Eltern waren zerrissen zwischen hohem Verantwortungsgefühl und Loslassen der Tochter in ihre Autonomie mit allen Ängsten, die damit verbunden waren. Durch trialogische Gespräche, d.h. zwischen Mutter, der Tochter und den Ärzten, gelang es schließlich, die Entscheidung der Tochter über ihr eigenes Leben endgültig zu überlassen. Den Ängsten folgte das Vertrauen auf beiden Seiten, dass auch wieder Wege aus Krisen gefunden werden können.
Als Resümee kann ich sagen, dass die Herausgeber und die Angehörigen mit diesem Buch ein wichtiges Ziel erreicht haben, nämlich die hoffnungsvolle Botschaft zu vermitteln, dass es sich lohnt, Hilfe anzunehmen und zu kämpfen, um aus der Isolation und Tabuzone einer psychischen Erkrankung herauszutreten und die damit verbundene Stigmatisierung in der Gesellschaft zu reduzieren. Ein offenes Sprechen über die eigenen Belastungen und ein bewusstes Aufeinander-Zugehen von Angehörigen und Professionellen auf Augenhöhe im psychiatrischen Klinikalltag kann zu einer konstruktiven Beziehungsgestaltung und zu neuen Lösungswegen sowohl für den psychisch kranken Angehörigen sowie für die Angehörigen führen. Dass man sich nicht lebenslang aufopfern muss und ein Recht auf eigenes Leben hat, ist eine wichtige Bewusstwerdung für den Angehörigen und eine Entlastung für den kranken Partner oder das kranke Kind. Dazu ist jedoch auf Seiten der Professionellen die Bereitschaft notwendig, ein neues Rollenverständnis zu entwickeln, d.h. die Begegnung und Austausch auf einer partnerschaftlichen Ebene statt in einem hierarchischen Machtgefälle, hier der hilflose Patient und der Angehörige und dort der Experte, der weiß, was der andere braucht. Angehörigenverbände, Selbsthilfegruppen, psychotherapeutische Angebote sowohl für Angehörige als auch für Patienten, Ex-In-Ausbildung und -Aktivitäten, trialogischer Austausch, Recovery-Orientierung in der Versorgungslandschaft sind wichtige innovative Bausteine in diese Richtung. Das ist ein engagiertes Buch, das ich Professionellen empfehlen kann, die in diese Richtung gehen möchten, ebenso Angehörigen und Patienten.

Martin Osinski in: Soziale Psychiatrie:
Wir sind auch noch da!
Spätestens seit dem flächendeckenden Durchbruch der EX-IN-Bewegung, seit der Quasiprofessionalisierung des Erfahrungswissens ist – so will mir scheinen – die dritte Gruppe im Trialog ein wenig ins Hintertreffen geraten. Die Psychiatrie-Erfahrenen, naja‚ jedenfalls eine wachsende Zahl selbstbewusster Vertreterinnen, drängen ins Profi-Lager, wollen ihre Erfahrungen einbringen und fordern dafür mindestens Mindestlohn. Zurück bleiben scheinbar die Angehörigen, die früher immer einen Schritt vor den Erfahrenen durch die Tür traten.
Oder ist das subjektive Wahrnehmung eines Profis, der gerade etwas außerhalb des Trialogfeldes steht? Wie auch immer, ich finde, dieser neue Sammelband aus dem Paranus-Verlag kommt gerade recht, um der Angehörigenbewegung Wind unter die Flügel zu fächeln.
"Ein Ermutigungsbuch" verspricht der Untertitel. Der richtige, wichtige Gedanke dahinter: Auch Angehörige haben Erfahrungswissen; und dieses Erfahrungswissen steht zuallererst ihnen selbst zu beziehungsweise anderen Angehörigen in ähnlicher Lage.
Für sie also ist das Buch gemacht: Angehörige melden sich zurück im Geschehen, stellen ihre Erfahrung anderen Angehörigen zur Verfügung. Das geradezu revolutionär Neue daran: Es geht endlich mal nicht um dieses instrumentelle Denken – der Angehörige muss gesund, fit, wissend sein, um "seinem Patienten" helfen zu können, jetzt und in Ewigkeit. Es geht nicht um die nächste Ratgebervariante "Psychose verstehen für Mitbetroffene".
Neu also ist, dass Angehörige das eigene Leben, die eigene Gesundheit in den Mittelpunkt stellen. Dass sie ihr Leben nicht unter den Generalverbehalt des Angehörigendaseins stellen, sondern ein Leben trotz, neben, nach der Angehörigen-Rolle für sich reklamieren. Und das ihren Leserinnen als erlaubten Entwurf anbieten‚ entgegen allen Selbst- und Fremderwartungen, wie selbstlos und uneigennützig Angehörige zu sein hätten.
Fritz Bremer erläutert im Vorwort die Entstehungsgeschichte des Buchs. Mit einem Schreibaufruf hatten sich Hansen und Bremer an ihnen bekannte Angehörige, aber auch an die Landesverbände der Angehörigenbewegung gewandt. Die Resonanz sei riesig und überwiegend positiv gewesen. Auch kritische und zurückweisende Reaktionen seien vorgekommen, so Bremer. Er ordnet diese aber so feinfühlig in den Kontext des Trialogs ein, dass bereits die Lektüre des Vorworts ein Gewinn ist.
Es folgen sechzehn Beiträge von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen. Wer das Buch nicht von vorn nach hinten durchlesen möchte, kann sich vom Inhaltsverzeichnis inspirieren lassen, das neben Autorinnen/Autoren und Überschriften auch die ersten Worte des Textes enthält – eine schöne Idee, die neugierig auf die Texte macht. Die sind in Stil und Inhalt so facettenreich, wie man es bei dieser bunten Mischung von Autorinnen und Autoren erwarten darf.
Abgerundet wird die Textsammlung mit einem Beitrag von Hartwig Hansen, der ein Phasenmodell des Angehörigenseins vorschlägt. "Verwirrung, Angst und Ohnmacht" herrschen, solange noch nicht wirklich klar ist, was das Familienleben zu verändern beginnt. Drei weitere Phasen folgen‚ deren letzte Hansen mit "Akzeptieren und Gestalten" bezeichnet. Wie die Situation akzeptiert, das Leben trotz alledem gestaltet werden kann, davon handeln die Beiträge in diesem Buch. Eine empfehlenswerte Bereicherung der trialogischen Bibliothek!

Judith Reiss in: Kontakt – Zeitschrift der HPE Österreich (Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter):
„Angehörige psychisch erkrankter Menschen haben so viel zu erzählen. Sie haben etwas zu sagen. Aber wo ist ihr Wissen aufgeschrieben und nachzulesen? Wo wird es wirklich zur Kenntnis genommen?“
Diese Fragen beschäftigten Fritz Bremer und Hartwig Hansen, als sie beschlossen, ein Buch herauszugeben‚ das die Erfahrungen von Angehörigen in den Mittelpunkt stellt. In einem Schreibaufruf baten sie Angehörige von psychisch erkrankten Menschen, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. Dabei sollten nicht die Not und das Leiden des psychiatrieerfahrenen Menschen aus der Sicht der Angehörigen dargestellt werden, sondern die eigene Situation, die eigene Belastung und der eigene Weg der Bewältigung.
Das Ergebnis dieses Schreibaufrufs ist ein Buch, das sechzehn Erfahrungsberichte von Eltern und Partnerinnen von psychisch erkrankten Menschen umfasst – ein „Ermutigungsbuch“, wie der Untertitel in Aussicht stellt. Dieser Untertitel weckt vielleicht die Erwartung, dass ausschließlich positive Verläufe berichtet oder schmerzhafte Erfahrungen beschönigt werden, doch das ist nicht der Fall.
Die Angehörigen schildern offen ihre persönlichen Erlebnisse des Schocks, der Verzweiflung und der Erschöpfung. Sie erzählen von ihrer Hilflosigkeit im Angesicht der Erkrankung, von den Auswirkungen auf das Familienleben, von frustrierenden Begegnungen mit professionellen HelferInnen in der Psychiatrie, von Stigmatisierung und enttäuschten Hoffnungen.
Doch es steckt nicht nur Leidvolles in den Geschichten. Sie handeln ebenso von positiven Überraschungen, heilsamen Entwicklungen und gegenseitiger Unterstützung. Sie zeigen auf, dass selbst schwere Krisen überwunden werden können und dass es möglich ist, im Lauf der Zeit Vertrauen und Gelassenheit zu gewinnen. Mehrmals wird die entlastende Wirkung von Selbsthilfeangeboten betont.
Die Autorinnen und Autoren beschreiben in ihrem jeweils eigenen Stil, in eigenen Worten und Metaphern ihre ganz persönlichen Wege der Auseinandersetzung mit dem Erlebten. Sie benennen, was sie als hinderlich und was sie als hilfreich empfunden haben.
Die vielfältigen Erfahrungen haben letztendlich etwas Verbindendes: Sie machen Mut, indem sie Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Neuorientierung aufzeigen – insofern wird das Buch seinem Untertitel durchaus gerecht. Nicht zuletzt ermutigt dieses Buch zu einem selbstbewussten Umgang mit den eigenen Erfahrungen, denn, wie Hartwig Hansen unterstreicht, „Angehörige sind Erfahrene!“

Verena Liebers in: Der Eppendorfer
Den Angehörigen anhören – Ein Ermutigungsbuch von Fritz Bremer und Hartwig Hansen
Jede Krankheit verändert und beschwert das Leben, nicht nur das der Betroffenen selbst, sondern auch das ihres Umfeldes. Wer im Rollstuhl sitzt, mag den Fußweg vielleicht nicht vermissen, aber Partner, Verwandte und Freunde sind dann auch gefordert, barrierefreie Räume zu entdecken. Nicht anders ist es, wenn psychische Beschwerden den Radius einer Person einengen. Gerade Eltern befinden sich hier in einer großen Zwickmühle gegenüber ihren Kindern. Wann endet die Verantwortung für die Nachkommen, wenn diese sich im Leben nicht zurechtfinden? Die Grenze zwischen loslassen und fallen lassen ist schmal und muss ständig neu gefunden werden.
Die pädagogisch und psychologisch geschulten Herausgeber Fritz Bremer und Hartwig Hansen haben Angehörige sehr gezielt danach gefragt die psychische Krankheit ihres Angehörigen in ihrem eigenen Leben verändert hat. Interessant daran ist, dass es zwar schon einige Bücher von Angehörigen gibt, aber im Regelfall steht dabei der Erkrankte im Fokus. Das „Ermutigungsbuch“ von Bremer und Hansen hat dagegen das Ziel, die Angehörigen anzuhören und deren persönliches Erleben in den Mittelpunkt zu stellen.
In den einzelnen Erfahrungsberichten wird allerdings deutlich,dass sich oft nicht so ganz klar trennen lässt, wo das eigene Problem beginnt und das des Erkrankten aufhört. Die Mehrzahl der 17 Berichte stammen von weiblichen Angehörigen. Das wirft die Frage auf, ob Frauen eher bereit sind, Auskunft zu geben oder ob die Erfahrung mit dem psychisch erkrankten Familienmitglied für sie eine größere Bedeutung hat als für die Männer.
Das Thema Abgrenzung vom Kind wird in mehreren Beiträgen angesprochen und ist seit jeher auch in gesunden Familien für Mütter eine besondere Herausforderung. Janine Berg-Peer, die auch bereits ein eigenes Buch zum Thema geschrieben hat‚beschreibt sehr nachvollziehbar, wie schwer es ist, sich vom strauchelnden Kind abzugrenzen. Immer wieder auftretende Krisen als Erfahrungsräume zu akzeptieren, statt sie mit aller Kraft zu vermeiden, ist ihr wichtigstes Resümee.
Insgesamt wird in den Erzählungen vor allem klar, dass die liebenden Familienangehörigen mit ihren Problemen vielfach sehr allein gelassen wurden und werden. Während sich Arzt und Therapeut um den Patienten kümmern und Freunde sich erschrocken zurückziehen, bleiben die Fragen und Nöte der Angehörigen oft angehört, ihr Wissen ungenutzt. Gerade diejenigen, die tagaus tagein mit dem Psychotischen, dem Depressiven oder Verzweifelten zusammenleben, bekommen wenig Rüstzeug an die Hand, um mit dieser schwierigen Situation umzugehen.
Soll der Sohn zur Mitarbeit im Haushalt angetrieben werden oder ist er damit überfordert? Soll man den Ehemann zur Arbeit ermutigen oder eher zur Berentung? Sollen Medikamente lebenslänglich akzeptiert werden oder sind Krisen eher zu akzeptieren als die Gewichtszunahme?
In allen Beiträgen wird deutlich, dass die Selbsthilfegruppen und speziellen Angehörigen-Verbände sehr bedeutend sind. Durch die gemeinsamen Aktionen und den Austausch fließen wichtige Informationen und entstehen Halt gebende Beziehungen.
Ein Buch, das nachdenklich macht und zeigt, dass es sich lohnt, den Mut nicht zu verlieren. Die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien entwickelt sich mitunter weit besser, als das die Diagnosen der Ärzte vermuten ließen. Dennoch wird auch klar, dass im Angesicht psychiatrischer Diagnosen viel Leichtigkeit des Lebens verloren geht. Einander zuzuhören ist der wichtigste Schritt, um diese Bürde auf viele Schultern zu verteilen.

Stefanie Hubert, Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen, im DGBS-Newsletter:
Buchempfehlung für Angehörige, aber keinesfalls nur für Angehörige
Ein ambitioniertes Projekt mit mutigen und sehr differenzierten Beiträgen: 17 Angehörige berichten über ihre Erfahrungen und ihr Leben mit einem bipolaren oder schizophrenen, meist erwachsenen Kind oder einem erkrankten Partner bzw. Partnerin. Die Lektüre ist erschütternd, aufrüttelnd und, ja, auch ermutigend.
Wen interessiert schon die Not der Angehörigen? Wen interessieren die oft völlig aus der Bahn geworfenen Biografien der Angehörigen? Wir selbst schweigen oft viel zu lange und ertragen die Last, weil wir gar nicht anders können. Wir fragen uns selbst, was haben wir falsch gemacht, wo haben wir den rettenden Pfad verpasst, was haben wir übersehen? Wir befinden uns in einem ständigen Ausnahmezustand, in ständiger Überforderung und versuchen mit aller Kraft, alles am Laufen zu halten. Oft fühlt es sich in Krisenzeiten so an, als würde es nie mehr besser werden. Alles konzentriert sich auf die Erkrankung und den oder die Erkrankten. Alles ist davon beherrscht. Wo bleiben wir Angehörigen? Zum Innehalten bleibt oft keine Zeit. Und Hilfe für Angehörige gibt es nach wie vor wenig, geschweige denn Sympathie oder Anerkennung.
Von alledem spricht das Buch. Angehörige sind in der Tat Erfahrene und haben viel zu erzählen. In dieser außergewöhnlichen Textsammlung stehen überaus lebendige, lebenskluge und schonungslos ehrliche Berichte. Bisweilen auch selbstkritische. Die Angehörigen, in der Mehrzahl Mütter von schizophrenen Söhnen, nehmen uns mit in die Abgründe ihrer Ängste, Verzweiflung, Schuldgefühle, Überforderung und Einsamkeit.
Und viele berichten zu irgendeinem Zeitpunkt von einer Art Schlüsselerlebnis, das es ihnen ermöglichte, ihren Kurs zu ändern, die eigene Einstellung zu justieren oder bisher rätselhafte Dinge und Verhaltensweisen plötzlich zu verstehen. Den meisten Eltern in diesem Buch gelingt es schließlich, die Erkrankung ihres Kindes anzunehmen als Teil ihres Lebens. Bei Partnerschaften sind die Wege wieder etwas andere.
Das Buch steht in einem gewissen Gegensatz zum Vorgängerbuch „Der Sinn meiner Psychose“, worin Psychiatrieerfahrene in spannenden Beiträgen darüber berichten, was sie als positiv an ihren Psychosen erleben und erlebt haben. Die Angehörigen finden in diesem Vorgängerbuch interessanterweise überhaupt keine Erwähnung. Umgekehrt sind die Betroffenen in dem jetzt erschienenen Buch naturgemäß allgegenwärtig. Die Angehörigen, die hier berichten, erkennen in der Regel keinen „Sinn“ in ihren Erfahrungen als Angehörige. Doch sie schreiben darüber, wie sie nach und nach lernen, die Situation anzunehmen und die guten Zeiten bewusster und intensiver als zuvor zu erleben. Sie schreiben auch darüber, wie wichtig es ist, sich selbst nicht zu vergessen und zu verlieren. Ob es wirklich ein „Ermutigungsbuch“ ist, wie der Untertitel besagt, da bin ich mir etwas unschlüssig. Zumindest ist es gleichzeitig auch ein Ernüchterungsbuch, denn es beschönigt nichts. Es ist aber auch ein Trostbuch, weil wir uns verstanden fühlen.
Mich würde interessieren, ob auch Betroffene oder „Profis“ mit diesem Buch etwas anfangen können und wollen. Sie müssten sich darauf einlassen und zuhören, ganz im trialogischen Sinne.
Dem Buch ist zu wünschen, dass es viele, viele Leser findet. Es schließt eindeutig eine Lücke, und es bleibt zu hoffen, dass es weitere Projekte dieser Art gibt, wo vielleicht auch Kinder über ihre Erfahrungen mit bipolaren und psychotischen Eltern schreiben oder auch weniger nahe Verwandte oder Freunde, die in vielen Fällen (mit)leiden‚ obwohl sie weniger eng verstrickt sind. Erst die Vielfalt der Erfahrungen und Lösungsversuche führt die Situation der Angehörigen wirklich plastisch vor Augen und zu hoffentlich mehr gegenseitigem Verständnis.
Stefanie Hubert, Co-Leiterin des DGBS-Referats Angehörige

Andreas Manteufel, Bonn, in Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung:
Bei Paranus sind zwei Bücher erschienen, die in bester Verlagstradition die Stimme subjektiver Erfahrung zu Wort kommen lassen. Das erste Buch vereinigt Beiträge von Angehörigen psychisch Kranker, im zweiten Fall geht es um das „Stimmenhören“, aber keineswegs nur unter dem Aspekt, „Symptom einer schizophrenen Psychose“ zu sein.
Es ist den Herausgebern gelungen. sehr persönliche und prägnante Texte einzuholen, über deren Inhalte man häufig nur staunen kann. Einerseits darüber, was sich in mancher Lebensgeschichte Unglaubliches an Belastungen anhäuft. Andererseits, wie es Menschen gelingen kann, aus schwierigsten Bedingungen heraus eine lebenswerte Lage zu schaffen.
In diesem Sinne dienen beide Bücher als „Ermutigung“.
Während sich die Bedeutung von uns „Professionellen“ im Lichte dieser Berichte erheblich relativiert, wird von beiden Autorengruppen der Austausch untereinander, also mit Menschen, die Gleiches oder Ähnliches erleben und bewältigen müssen, hervorgehoben. Für Angehörige psychisch Kranker sind diese Kontakte häufig der Schlüssel für eine Neubesinnung, bei der dann das Thema der eigenen Belastungsgrenzen in den Vordergrund rückt. Das „Loslassen-Können“ (nicht Fallen-Lassen) eröffnet neue Spielräume für Eigenständigkeit und Lebensqualität. Das gilt übrigens auch für die kranken Angehörigen. Mich beeindruckt die Schilderung einer Mutter, die sich die allergrößten Gedanken darüber machte, wie sie ihrer erwachsenen, psychisch kranken Tochter klar machen könne, dass sie dieser nun nicht mehr immer und überall zur Verfügung stehen wolle und dass ihre Tochter Verantwortung für sich selbst übernehmen müsse. Als sie diese Botschaft endlich formulieren konnte, reagierte die Tochter überraschend gelassen, denn: „Das sei in Ordnung, meinte sie, ich hätte Recht“ (S. 122).
In allen Beiträgen wird nichts beschönigt, es sind keine Geschichten wundersamer Heilungen. Es geht nur darum, was gelingen kann, wenn Gefühle wie Ohnmacht, Schuld und Scham nicht mehr verdrängt, sondern offen ausgesprochen oder aufgeschrieben werden.
Dass Stimmenhören nicht nur ein zu beseitigendes Symptom von Psychosen ist, verraten die Beiträge im Band "Höllenqual oder Hi1nmelsgabe?". Auch hier spielen Ärzte, Therapeuten und Medikamente eine Nebenrolle, manchmal eine hilfreiche, manchmal eine dauerhaft abschreckende. Erstaunlich finde ich, wie viele Stimmenhörer sich offenbar ihrer Gratwanderung zur Psychose bewusst sind. Sie schrecken auch nicht davor zurück, sich zeitweise mit Medikamenten oder Klinikaufenthalten helfen zu lassen, fühlen sich aber dennoch eher als aktive Stimmenhörer und nicht als Patienten.
Für mich als psychologischen Klinikmitarbeiter geben die Autoren selbst die entscheidenden Hinweise, wo therapeutische Ansatzpunkte liegen können. Den einen gelingt es durch viel Übung, ihre Konzentration vom Stimmenhören wegzulenken, z.B. durch Meditation oder Achtsamkeitsübungen. Anderen gelingt es, sich im offenen Dialog mit ihren Stimmen selbstbewusster von deren Einfluss abzugrenzen. Manche akzeptieren die Stimmen in ihrer Funktion als „unbequeme Ratgeber“, einer der Autoren tritt mit ihnen in Verhandlungen, an deren Ende „Regeln für die Stimmen“ stehen, an die sich die akustischen Begleiter auch halten können. Einigen gelingt ein akzeptierender, ja „spielerischer“ Umgang mit ihnen. Nicht die Stimmenhörer, wir Therapeuten müssen mehr hinhören, was Stimmen zu sagen haben. Dann öffnen sich die Türen zu solchen kreativen Bewältigungsmöglichkeiten.
Die Bücher des Paranus-Verlags erweisen sich wieder einmal als Geburtshelfer für den Dialog über das, was schwer zu sagen ist. Wer diese Bücher liest, wird mit Sicherheit ermutigt werden, noch aufnahmebereiter und interessierter zuzuhören.

Johannes Jungbauer auf socialnet.de:
Thema
Im Mittelpunkt des vorliegenden Buchs stehen die Angehörigen psychisch kranker Menschen, die ihrerseits vielfältige Belastungen erleben: Ängste, Sorgen, Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Scham, Verzweiflung und (Selbst-)Überforderung. Aus wissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass diese Belastungen nicht spurlos an den Angehörigen vorbeigehen – das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen ist bei ihnen deutlich erhöht, vor allem für psychische und psychosomatische Beschwerden und Störungen. Umso wichtiger sind Möglichkeiten der Entlastung, der Unterstützung und der Hilfe zur Selbsthilfe. In diesem Sinne ist das vorliegende Buch als „Ermutigungsbuch“ für Angehörige konzipiert: „Was hilft, ist, sich der eigenen, besonderen Erfahrungen bewusst zu werden und den Austausch mit anderen zu suchen. Dann kann es auch gelingen, sich von Schuldgefühlen und von dem Empfinden zu lösen, ständig zum Tragen schwerer Verantwortung verpflichtet zu sein.“ (Umschlagtext).

Entstehungshintergrund
Die Herausgeber beschäftigen sich bereits seit Jahren mit der Frage, wie die Erfahrungen von Angehörigen psychisch kranker Menschen in angemessener Form dokumentiert und der Öffentlichkeit sowie insbesondere anderen Angehörigen zugänglich gemacht werden können. Der vorliegende Band sollte Raum schaffen für das „Erfahrungswissen“ von Müttern und Vätern sowie Partnerinnen und Partnern von psychisch kranken Menschen. In einem „Schreibaufruf“ luden Herausgeber Angehörige dazu ein, sich als Autorinnen und Autoren an einem Buchprojekt zu beteiligen. Dort hieß es u.a.: „Es geht uns in diesem Buchprojekt nicht um die Beschreibung der Not und des Leidens der psychiatrieerfahrenen Menschen aus Sicht der Angehörigen. Es geht uns um die Angehörigen-Erfahrung selbst“ (S. 11). Die Resonanz auf diesen Schreibaufruf war offenbar sehr groß und vielfältig, doch nicht alle Angehörigen waren offenbar spontan begeistert davon, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. Am Ende dieses Prozesses standen 16 Texte, die etwa zur Hälfte unter Pseudonym und zum größten Teil von Müttern verfasst waren (drei Väter und eine Ehepartnerin beteiligten sich ebenfalls an dem Buchprojekt).

Aufbau
Das Buch umfasst 182 Seiten mit den von den Angehörigen verfassten Beiträgen. 15 der 16 Beiträge stammen von Eltern erwachsener Kinder, die von unterschiedlichen psychischen Störungen betroffen sind (Schizophrenien, bipolare Störungen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen). Ein Beitrag wurde von der Ehepartnerin eines an einer Depression erkrankten Mannes verfasst. In einem Vorwort von Fritz Bremer wird das Anliegen und die Entstehungsgeschichte des Buchs erläutert; Hartwig Hansen steuert ein zusammenfassendes Nachwort bei („Das Verbindende zum Schluss“).

Ausgewählte Inhalte
Die 16 Kapitel sind sehr persönliche Erfahrungsberichte und umfassen jeweils ca. 10 Seiten. Im Inhaltsverzeichnis sind die einzelnen Buchkapitel mit ihrer Überschrift und den ersten einleitenden Sätzen aufgeführt. Exemplarisch für das Spektrum der Beiträge seien einige davon in dieser Weise wiedergegeben:
Achterbahnfahrt: Kein Ausstieg auf der Strecke (Elisabeth Richter). Es war wohl nach meinem ersten Besuch des Psychoseseminars, als mich eine Frau fragte, wie viele Psychosen mein Sohn schon gehabt habe. Auf meine Antwort „Eine“ guckte sie mich etwas geringschätzig an. Da kannst du gar nicht mitreden, hieß der Blick…
Die Last, die wir tragen (Michaela Reeger). „Heute habe ich sie gesehen, Mum … in der Straßenbahn habe ich sie erkannt. Und sie sind überall, diese Seelenfänger, wir müssen jetzt ganz genau aufpassen!“ Mit diesen Worten meiner 16-jährigen Tochter begann eine für mich und meine Familie leidvolle Entwicklung…
Mein langer Weg der Neuorientierung (Angelika Bardelle). Vor zehn Jahren erkrankte meine Tochter – es war ein schleichender Prozess. Ich erlebte ihre Krankheit traumatisch – als ob mir der Boden unter den Füßen weggezogen würde…
Mitgefühl ist in Ordnung, Mitleid brauche ich nicht (Barbara Mechelke). Inzwischen bin ich Rentnerin. Mein Leben verläuft in ruhigen Bahnen. Das war nicht immer so. Ereignisteiche Jahre liegen hinter mir. Ich habe meinen Weg gefunden, mich kann so schnell nichts mehr erschüttern…
So lange durchhalten, wie es irgendwie geht? (Damir Buljan). Vor die Aufgabe gestellt, unser Leben mit dieser rätselhaften Krankheit „Psychose“ unseres Sohnes angemessen zu beschreiben, stellt sich mir zuerst die Frage: Wie anfangen? …
Von der aufgeregten zur gelassenen Mutter(Janine Berg-Peer). Die Diagnose traf mich wie ein Schock. Durch meinen Kopf wirbelten die schrecklichen Bilder über Schizophrenie, die uns Medien und Literatur anbieten…

Diskussion
Die in dem vorliegenden Buch versammelten Erfahrungsberichte verdeutlichen eindrucksvoll und zum Teil bewegend die großen Belastungen und das Leid der Angehörigen, aber auch ihre Liebe, ihre Kraft, ihre Beharrlichkeit und nicht zuletzt auch ihre Fähigkeit, mit der psychischen Erkrankung ihres erwachsenen Kindes (bzw. ihres Partners) umgehen und leben zu lernen. Deutlich wird auch, dass in vielen Fällen nicht nur die psychische Erkrankung belastend für die Angehörigen ist. Oft genug ist es auch der Umgang mit denen, die eigentlich hilfreich sein sollten: Psychiater, Psychotherapeuten, Pflegepersonal und Sozialarbeiter, die die Hilfebedürftigkeit der Angehörigen nicht sehen oder sich nicht zuständig fühlen, die Angehörigen als lästigen Störfaktor wahrnehmen oder sie sogar beschuldigen. Auf der anderen Seite sind es gerade die „guten“ Psychiater, Ärzte, Therapeuten und Sozialarbeiter, die von vielen Angehörigen und oft mit großer Dankbarkeit als Helfer in der Not erlebt werden.
Das Buch zeigt einerseits das Gemeinsame und Verbindende der Erfahrungen, die Angehörige psychisch kranker Menschen machen. Andererseits sind diese Erfahrungen auch höchst individuell und persönlich, und nicht alle erleben die gleichen Dinge in gleichem Maße als belastend, hilfreich oder richtig. Aus diesem Grund sind auch die Wege, die die Angehörigen für sich gefunden haben, sehr individuell.
Besonders hervorzuheben ist auch die respektvolle und wertschätzende Haltung der Herausgeber, die den „Erfahrungsschatz“ der Angehörigen in einem umfassenden Sinne ernst nehmen. Hierzu gehört auch, dass nichts zensiert oder beschönigt wird – auch Gefühle der Trauer, der Resignation und der Verbitterung haben ihren Platz in den Erfahrungsberichten. Ausführlich wird indes auch darüber berichtet, was in Phasen großer Verunsicherung und Verzweiflung wichtig wurde und geholfen hat. Bemerkenswert ist auch die selbstbewusste Haltung der Angehörigen, die in vielen der Erfahrungsberichte spürbar wird und die von den Herausgebern ausdrücklich begrüßt wird.

Fazit
Dem vorliegenden Buch sind viele Leserinnen und Leser zu wünschen: Ein „Ermutigungsbuch“ ist das vorliegende Buch in dem Sinne, dass Angehörige psychisch kranker Menschen (insbesondere Eltern) sich in ihrer Not nicht allein fühlen und vielfältige ermutigende Anregungen erhalten, um ihren eigenen Weg zu finden. Darüber hinaus kann das Buch allen empfohlen werden, die beruflich oder mit psychisch kranken Menschen und ihren Angehörigen zu tun haben. Auch für Studierende der Psychologie und der Sozialen Arbeit bietet das Buch reichhaltiges Material, z.B. für Fallbesprechungen und Diskussionen in Lehrveranstaltungen. Nicht zuletzt ist das Buch für Ärzte und Ärztinnen in der psychiatrischen Facharztausbildung eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Perspektive der Angehörigen besser kennenzulernen.

Rezensent: Prof. Dr. phil. habil. Johannes Jungbauer
Diplom-Psychologe; Supervisor (BDP). Professor für Familien- und Entwicklungspsychologie an der Kath. Hochschule NRW in Aachen

Rezension in: Der Paritätische:
Mit „Angehörige sind Erfahrene“ haben Fritz Bremer und Hartwig Hansen ein Ermutigungsbuch herausgebracht, das an Angehörige psychisch erkrankter Menschen appelliert, sich ihrer eigenen, besonderen Erfahrungen klarer bewusst zu werden, diese stärker wertzuschätzen und den Austausch mit anderen Angehörigen zu suchen. 16 Eltern und Partner berichten anschaulich und bewegend, vor welche Herausforderungen sie die psychische Erkrankung ihres Angehörigen gestellt hat und was sie bei der Bewältigung als hilfreich erlebt haben. Dabei geht es unter anderem um die Auseinandersetzung mit dem Gefühl, eine Mitschuld daran zu tragen, dass der Partner/die Partnerin oder das Kind erkrankt sind. Oder um das Empfinden, ständig Verantwortung für den psychisch kranken Angehörigen tragen zu müssen ohne im psychiatrischen Behandlungssystem als Angehörige angemessen eingebunden zu werden. Deutlich wird vor allem, wie wichtig, aber auch, wie schwer es ist, im Umgang mit der Erkrankung des Angehörigen seinen eigenen Weg zu finden. Eine empfehlenswerte Lektüre nicht nur für Angehörige, sondern auch für Betroffene und vor allem professionell in der Psychiatrie Tätige.

Svenja Bunt auf: www.verrueckte-buecher.de:
Das Buch enthält 16 Erfahrungsberichte von Angehörigen, überwiegend geschrieben von Müttern psychosekranker Kinder. Alle Berichte sind von sehr engagierten Eltern verfasst, die viel für ihre Kinder getan haben und immer noch leisten. Sie berichten bewegend, wie schockierend die Erkrankung des Kindes für sie war. Wie sich die Perspektive verschob: Nicht mehr waren Enkelkinder, ein harmonisches Familienleben, eine berufliche Karriere für das Kind zu erwarten, sondern plötzlich ging es um Krisenintervention, Medikamente, Selbständigkeit und ein Stückchen Hoffnung. Die Angehörigen beschreiben, was das mit ihnen gemacht hat, wie sie damit umgegangen sind und wie sie ihren Weg gefunden haben.
Sowohl als Betroffene als auch als Wohnbetreuerin weiß ich, dass die Ablösung vom Elternhaus bei Psychose oft nicht gut gelingt. Das erwachsene Kind würde gerne selbständig sein, vielleicht auch gerne weniger Kontakt mit den Eltern haben, aber es gibt immer wieder Not und Schwierigkeiten, die Hilfe von den Eltern verlangen. Auch die Eltern können nicht gut loslassen, sie machen sich Sorgen und glauben, dass ihre Hilfe immer wieder gefordert ist. Das Resultat sind ambivalente und auch schwierige familiäre Beziehungen, die auch oft einer guten Entwicklung der Betroffenen nicht so zuträglich sind. So beschreibt Janine Berg-Peer in dem Buch, dass es sehr förderlich für alle Beteiligten war, als sie eine gewisse Gelassenheit erlernte und nicht mehr ständig ihrer Tochter hilfreich zur Seite sprang.
In dem Buch wird vor allem die emotionale Not der Angehörigen sichtbar, die oft sogar in Verzweiflung mündet. Alles scheint verfahren und hoffnungslos und man selbst fühlt sich hilflos, der Situation nicht gewachsen, ohne Möglichkeiten, alles zum Guten zu wenden. Dazu Scham und Schuldgefühle angesichts der Verhaltensauffälligkeiten und der bislang ungeahnten Situationen, in die man verstrickt ist. Diese große emotionale Not wird in vielen Bildern beschrieben und teilt sich dem Leser unmittelbar mit. Und genau darin, in diesem sich schwach fühlen, liegt die Stärke des Buches.
Ich hoffe, viele Professionelle werden das Buch lesen, damit sie lernen besser mit den Angehörigen ihrer Klienten umzugehen. Ich hoffe, viele Betroffene werden das Buch lesen, damit sie sich berühren lassen und vielleicht auch ihre eigenen Angehörigen besser verstehen. Ich hoffe, viele Angehörige werden das Buch lesen, damit es für sie ein Ermutigungsbuch sein kann, nicht nur stark ihren Weg zu gehen, sondern auch schwach diese emotionale Not mit anderen zu teilen.
Fritz Bremer sagt im Vorwort, dass diese persönlichen Berichte ein Geschenk sind. Auch von mir ein Dankeschön für dieses Geschenk!


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