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Die vierte Wirklichkeit

Rezensionen

Thomas Reppich in: systhema:
Manchmal muss man das Vertraute, Alltägliche, Bekannte verlassen, hinter sich lassen, um sich selbst wieder zu begegnen. Einfühlsam beschreibt Monika Laupus diese Reise zu sich selbst. (...) Was das Buch so kostbar macht, ist gerade ihre so eigentümliche Wahrnehmung und Beschreibung von Dingen. Gleichzeitig beschreibt sie ihre Streifzüge durch ihre neue Wahlheimat Paris mit einer Sicht, die kein Reiseführer offenbart. Schon dies für sich ist lesenswert. Paris mit den Augen der dritten Wirklichkeit, eine Gratwanderung (...)

Hilde Schädle-Deininger in: Psychiatrische Pflege:
Die Begleitung von Monika Laupus auf ihrer Schatzsuche nach Menschlichem, nach Zuneigung und Liebe in der vierten Wirklichkeit lohnt sich einfach, sie gewährt uns Einblicke und lässt uns teilnehmen an ihrer Reise durch verschiedene Wirklichkeiten und erweitert damit unsere Wahrnehmung!

Armin Pangerl
Es tut gut, so ein intelligent geschriebenes Buch zu lesen. Und es würde der deutschen Literatur gut tun, mehr Autorinnen wie Monika Laupus zu haben.

Sibylle Prins in: Soziale Psychiatrie:
Auf das Buch von Monika Laupus "Die vierte Wirklichkeit" war ich allein schon wegen des Untertitels "Eine Seele ver-rückt nach Frankreich" neugierig. Ich kenne auch Psychose-Erfahrene mit einer besonders tiefen Neigung zu diesem Nachbarland. War nicht Paris außerdem das einzige Antidepressivum, da damals bei mir anschlug? Und dann kam ich von diesem Buch nicht mehr los. Zumal sich herausstellte, dass es kein "Psychiatrie-Buch" im strengen Sinne ist. Der erste Teil handelt zwar von dem, was die Autorin als "dritte Wirklichkeit" bezeichnet. Ärzte würden das eine Psychose nennen. Und von ihren Psychiatrie-Aufenthalten. Kurze Kapitelchen, nach denen man süchtig wird. Geschrieben in einer klaren, geraden aber doch poetischen Sprache. "Schnörkellos" hätte ich gern gesagt, aber es sind gerade die kleinen Schnörkel, die das Buch so erfrischend machen. Zum Beispiel humorvolle oder ironisierende Wortneuschöpfungen hier und da. Oder die Angewohnheit der Autorin, andere Menschen nicht mir ihrem wirklichen Namen zu benennen, sondern nach ihren Eigenschaften oder anderen Besonderheiten: "Freund des Pferdes", "der erfahrene Flötenspieler", der "Pfleger mit dem sanften Gesicht". Eine Erstbegegnung mit der (deutschen) Psychiatrie, ein kritischer, aber nicht hasserfüllter Blick auf diese. In den geschilderten Erlebnissen, die von einer leichten Selbstironie durchzogen sind, konnte ich mich in vielem wiederfinden, was natürlich meine Lust auf das Buch weiter ankurbelte. Der Autorin setzt geschickt innere Begebenheiten und äußere Ereignisse nebeneinander, ohne dass man als Leser hierdurch irritiert würde oder sie gar durcheinanderbringt. Eingestreut werden kurze Reflexionen des Erlebten, zum Glück weder anklagend noch larmoyant noch philosphierend überfrachtet. Einfach, nachvollziehbar - und souverän.
Der zweite Teil des Buches handelt von dem "Drumherum", vom Leben: Reiseberichte, auch eine psychotische Reise durch Frankreich und Süddeutschland. Alltag im Ausland. Spracherfahrungen. Ein Stückchen Kindheitserinnerung. Ein fast romantisches Kapitel über eine Psychotherapie. Märchenhafte anmutende Tagräume. Besichtigung eines ehemaligen Konzentrationslagers. Ein Brief. Jobsuche - in Paris. Es wird eine Liebesgeschichte sichtbar. Mehrere Gedichte sind darin enthalten, sogar ein Beispiel für Konkrete Poesie. Dieser Buchteil beginnt mit Beobachtungen in der Metro von Paris - aber den Pariser Metroplan hätte man nicht auch noch abdrucken sollen - das weckt einfach zu viele Sehnsüchte.....Die Autorin erzählt nicht chronologisch ihre Lebensgeschichte, sondern wählt einige Stationen aus. Manche Lebenslinien bleiben daher unter der Oberfläche, es bleibt der Leserin überlassen, diese anhand der Andeutungen zu erahnen. So unterschiedlich beide Buchteile sind- sie gehören doch zusammen, denn es wird klar, dass auch die Psychose-Erfahrung im weiteren Leben von Monika Laupus ihren Platz einnimmt- "Labyrinthe entschlüsseln"...(S. 89). Normalerweise bin ich sehr zurückhaltend mit Forderungen, man müsse Psychosen "aufarbeiten" oder "integrieren". Da sind zu viele Menschen, denen dies nicht möglich ist, die einfach nur leiden. Monika Laupus, so hatte ich den Eindruck, ist dies aber gelungen. Eine Freude, das wahrzunehmen. Mir fällt eine spezielle Lesergruppe ein, für die dieses Buch besonders geeignet sein könnte: Menschen, die erst ein- oder zweimal in der Psychiatrie waren. die noch zurück wollen und können ins "ganz normale"(?) Leben, die sich nicht als "Psychiatrie-Erfahrene" definieren und schon gar nicht psychiatriepolitisch angehauchten Verbänden anschließen wollen. Es könnte ihnen zum Verständnis helfen, und macht Mut. Allein schon deshalb, weil es positiv endet: "...und es geht mir gut. Einfach gut." (S.135)
Und die "Vierte Wirklichkeit"? Die "anderen drei" Wirklichkeiten werden zu Beginn des Buches erklärt. Diese vierte Wirklichkeit wird nur hin und wieder erwähnt, angesprochen, angezupft. Man versteht aber nach und nach trotzdem, was gemeint ist. Und schaut vom Balkon aus über die Dächer der Stadt. Leider nicht Paris.

Ursula Talke, Berlin auf www.amazon.de:
Mit leicht beschwingter Heiterkeit
....erzählt Monika Laupus Epochen aus ihrem Leben. Der erste Teil des Buches handelt von ihren Erfahrungen in der Psychiatrie - ein Muss für alle, die es schon mal wissen wollten, wie es so ist, in der Klapsmühle - der zweite von ihrem Leben in Frankreich, ihrem Traumland, in das sie sich wohl immer wieder aufmacht.
Ich hatte nur mal reinlesen wollen an dem Abend und legte es nicht mehr aus der Hand. Beeindruckend die Sprache, diese scheinbar so unvorstellbaren Dinge in so einfache und klare Worte fassen zu können, psychotische Erlebnisse, die sich von innen als fast normal anhören, die
Formulierung fataler Ereignisse ohne Bitterkeit, sondern eben, wie schon gesagt, mit leichtbeschwingter Heiterkeit, ja manchmal voller Humor. Nur
Insider und "Eingeweihte" wissen, was sich wirklich dahinter verbirgt.
Ich habe eine Weile gebraucht, um herauszufinden, was es mit den "vier Wirklichkeiten" auf sich hat, genauso, wie ich mir lange Zeit nicht wirklich sicher war, ob der "Freund des Pferdes" tatsächlich als Mensch existiert.
Immerhin bekommt er das letzte Kapitel als "Lebewohl" gewidmet......"ich bin durch dieses manisch-depressive Labyrinth gerannt und gekrochen, habe mich geweigert, Abkürzungen zu nehmen, nur um schnellstens wieder herauszukommen. Denn ich gehe auf Wegen, die andern nutzlos erscheinen, ich brauche einfach nach dem Kalender mehr Zeit, aber nun bin ich nach draussen gelangt..."
Jeder Mensch, der eine - längere - sogenannte psychische Erkrankung hinter sich hat, weiss, wieviel Geduld man braucht und auch wieviel "sich-nicht-wohlfühlen-in-seiner-Haut" es braucht, bis man "wieder nach draussen" gelangt ist.
"Es gibt unzählige Wirklichkeiten, mehr als in der Luft schwebende Staubkörner..."wiederholt sie am Ende den Anfang...."einige sind für mich sichtbar geworden.....ich nutze sie, die andern, spiele mit ihnen, setze sie gegen Stress oder Trauer ein, um Geist und Körper im Gleichgewicht zu halten. Die Ebene wechseln, um sich von einer andern zu erholen - ohne sich der dritten Wirklichkeit auszuliefern. ...... Doch am Schönsten sind Wegsuche und erstaunliche Begegnungen in meiner Lieblingsebene, der vierten Wirklichkeit, die ich noch ausgiebig erforschen möchte. Ich bin dabei und es geht mir gut. Einfach gut."
Soweit Monika Laupus. Möge der zukünftige Leser selber herausfinden, was es mit den vier Wirklichkeiten auf sich hat, und möge dieses Büchlein, welches man mit einem Haps wie einen Leckerbissen verschlingen kann, auf der Pflichtlektüreliste zukünftiger psychiatrisch Tätiger landen ...


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