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Joachim Rönneper (Hg.)

wahnsinnig poetisch

Gedichte vom Sinn des Wahns

ISBN 3-926278-08-0
70 Seiten, Texte jeweils nur auf der rechten Buchseite
leider vergriffen  
 

Über das Buch

Nachwort:

Die vorliegende Gedichtsammlung bedeutet für unseren Verlag einen Schritt in Neuland. Wir beginnen damit, einen Vorsatz einzulösen, den wir schon im Herbst 1985 bei der Verlagsgründung hatten. Wir beabsichtigten damals, auch literarische Texte zu verlegen, weil wir der Meinung waren und sind, daß psychisch kranke und behinderte Menschen erst dann ein Teil von uns und unseren Gemeinden sind, wenn sie eine mit uns gemeinsame Kultur haben, ein Ansatz, der anderswo auch als "Rekultivierung der Gemeinden" bezeichnet worden ist. Dennoch begannen wir unser Verlagsprogramm mit Veröffentlichungen aus Sachgebieten, in denen wir uns sicherer fühlten. Dank der Hilfe von Herrr Rönneper machen wir uns hiermit endlich an die Verwirklichung unserer damaligen Pläne.
Als wir dem Verlag den Namen des Dichters Jakob van Hoddis gaben, wollten wir dazu beitragen, ihn und sein Werk aus dem Vergessen und der Verdrängung in unser Bewußtsein zurückzuholen, weil wir überzeugt sind, daß wir die Begegnung mit den Vorstellungen und Sichtweisen benötigen, wie er und Menschen mit ähnlich seismographischer Begabung sie gehabt haben und haben.
Die Gedichtsammlung "wahnsinnig poetisch" repräsentiert durch ihre Autoren einen Zeitraum von der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis in die Gegenwart, also etwa die Spanne, in der es Psychiatrie als Institution und Wissenschaft überhaupt erst gibt Die Gedichte handeln von menschlichen Erfahrungen und Seinsweisen, die die unterschiedlichen Ränder gesellschaftlichen Lebens be zeichnen, natürlich zugleich auch Bezirke des Innenlebens von jedem einzelnen von uns dort, wo er sich von den jeweils "Ande ren" unterscheidet. Von solchen "exzentrischen" Standorten wird es auch möglich, die gesellschaftlichen Verhältnisse klarer zu erkennen, als es den mehr "zentrisch" lebenden Menschen oder eben den "Anderen" gelingt. Auch hierin liegt die Bedeutung "exzentrischer" Standorte für unsere Kultur.
Einige Autoren reflektieren in ihren Gedichten psychiatrisches Handeln kritisch und übernehmen dabei gelegentlich selbst Positi onen und Gedanken, wie sie von den Psychiatern ihrer Zeit vertreten wurden. Wir können daraus lernen, daß man auch bei sehr weitreichender Unabhängigkeit nicht nur im Erleiden, sondern auch in seinem Handeln und Denken dem Schicksal, Zeitgenosse zu sein, nicht vollständig entrinnen kann.
Es regt uns auf und an, daß die Gedichtsammlung und der Essay -Band, den wir aus Anlaß des 100. Geburtstages Jakob van Hoddis' am 16. Mai 1987 zeitgeich veröffentlichen, in Erfahrungen, Denkfiguren und Sprachbildern einander wesentlich entsprechen.

Klaus Dörner Christine Teller

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ... 7
Jakob van Hoddis: Der Visionarr ... 9
Kurt Schwitters: Welt voll Irrsinn ... 11
Georg Heym: Die Irren ... 13
Arni Arnold: die Irren/die schlittenhunde ... 15
Ernst Stadler: Irrenhaus ... 17
Rainer Maria Rilke: Gebet für die Irren und Sträflinge ... 19
Heinrich Heine: Narr in Christo ... 21
Günter Bruno Fuchs: Der Irre ist gestorben ... 23
Joachim Rönneper: Biografie eines Irren ... 25
Jewgeni Jewtuschenko: Monolog des Till Ulenspiegel ... 27
Pablo Neruda: Jewtuschenko ist ein Irrer ... 35
Hans Dieter Schwarze: Zirkusbesuch eines Clowns ... 39
Walter Helmut Fritz: Clown I - II -III ... 41
Peter Härtling: Nachricht vom Kaspar ... 45
Hans Arp: weh unser kaspar ist tot ... 47
Nelly Sachs: Der Narr ... 49
Hugo von Hoffmannsthal: Harlekins Lied ... 51
Sean O'Casey: Die Gewalt des Lachens ... 53
Klaus Dörner, Christine Teller: Nachwort ... 55
Quellenverzeichnis ... 63

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